Gemeinsam getrennt

Jürg Stenzl durchleuchtet Wahlverwandtschaften zwischen Musik und Film

Opernwelt - Logo

Musikologie ist leider keine «fröhliche Wissenschaft» im Sinne Friedrich Nietzsches, der seine Schrift «Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben» mit Goethe eröffnet: «Übrigens ist mir alles verhaßt, was mich bloß belehrt, ohne meine Tätigkeit zu vermehren oder unmittelbar zu beleben.» Ob Quellenkunde oder pingelige Analyse, der Bezug zur Gegenwart bleibt oft aus, zumindest bleibt er folgenlos. Und wer sich ins 20. Jahrhundert vorwagte, musste noch in den sechziger Jahren mit Karriere-Blockaden durch die «Alten Herren», nicht selten braungetupft, rechnen.

Aber selbst fortschrittlichere Forscher beschränkten sich auf die «reine» Tonkunst, beäugten misstrauisch schon die Oper – auch als Verstoß wider protestantisches Bilderverbot.

Jürg Stenzls Fachinteressen indes sind nicht nur gespreizt zwischen Mittelalter und Avantgarde (Luigi Nono vor allem, aber auch Helmut Lachenmann), sondern treiben ihn seit Längerem über die medialen Grenzen: Die vielfältigen Relationen zwischen Musik und Film haben zu drei hervorragend neuartigen Büchern geführt: «Die Musik in den Filmen von Jean-Luc Godard» (edition text+kritik, 2010), ein Porträt des «verschollenen» Filmpioniers Dmitrij ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Gerhard R. Koch

Weitere Beiträge
Meister der Reduktion

Dass Musik der Stille entspringt, dass Töne und Geräusche der Stille bedürfen, um Wirkung zu entfalten, ist eine Binsenweisheit. Doch bei wenigen Komponisten unserer Zeit wird sie gleichsam zum Äther des Klanggeschehens. Zu einer Art Nährstoff, der jede Schwingung, jede Schwebung durchdringt. Zu einer Kraft, die dem Unerhörten, dem Unaussprechlichen Form und...

Auf schmalem Grat

Von einem, der auszog, das Fürchten zu lehren. Auch er verliert sich so hemmungs- wie rücksichtslos in hochfliegende Lügenträume, in «alternative facts». Er möchte Kaiser der Welt sein und ist doch bloß Kaiser der Selbstsucht. Auch er wohnt irgendwann mal in einem weißen Haus, allerdings einem aus Holz gezimmerten. Auch er hat rotblonde Haare, doch nicht als...

Ein Versprechen

Je älter er werde, so hat Dmitri Hvorostovsky einmal bekannt, desto näher fühle er sich Russland. Tiefer wolle er eintauchen in die Opernpartien seiner Heimat, zu einem Experten werden. Auch diese CD sollte den Weg dahin bahnen. Doch ob es jemals zu Engagements kommt? Ein Hirntumor zwang Hvorostovsky bekanntlich zum Rückzug von der Opernbühne, eine «Pause» sollte...