Aufregend anders

Verdi: Otello
Augsburg | Kongress am Park

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Wieder am 11., 16., 24., 29. April 2017

Es ist nicht ganz so schlimm, so stimmungstötend wie zuvor in der Messehalle am Rande der Stadt. Das aktuelle Exil der Augsburger Opernsparte liegt dichter am Zentrum und bietet dem Genre, freilich in konzertanter Form, seit Langem ein Zuhause. Und dennoch: 70er-Jahre-Betonschick, etwas Holz, viel Orange, keine Hinter- und Nebenbühne – auch der Kongress am Park zwingt zu Kompromissen. Und zum Umplanen. «Rusalka» als letzte große Oper ihrer Augsburger Ära, das funktioniere an diesem Ort nicht, beschied Intendantin Juliane Votteler.

Schon eher ein starkes Stück, dessen Archaik keine (Märchen-)Verkleidung benötigt.

Für Verdis «Otello» braucht es aber Gewichtigeres: entsprechende Protagonisten, ob im Regiestuhl oder auf der engen Bühne. Augsburg hat sie. Michaela Dicu greift für ihre Inszenierung den schmucklosen Charme des Saals auf. Auf der Szene nur Matratzen (Ausstattung: Okarina Peter, Timo Dentler), die Lager sind für Zyperns unterdrückte Frauen, die auch wie ein Steinplattenhaufen wirken oder zur Kreuzform gestapelt werden können. Hinten ein schief hängendes Segel, das den Blick freigibt auf den Orgelprospekt. Es ist eine Shakespeare-Bühne der anderen Art: Der Mensch steht im ...

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Opernwelt April 2017
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Markus Thiel

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