Geisterstunde in der Psychiatrie
Sergej Prokofjew, der belesene Russe und gesellschaftskritische Zyniker, interessierte sich in seinen Bühnenwerken vor allem für den zerstörerischen Amoklauf menschlicher Leidenschaften. Im «Spieler» nach Dostojewskis Roman (1917) lieferte er einen Hauslehrer der unmöglichen Liebe zu einer verwöhnten Frau und dem Spielwahn der dekadenten Gesellschaft aus.
In der wenig später begonnenen Oper «Der feurige Engel», die ihn zehn Jahre lang im westlichen Exil beschäftigen sollte, lotete er in die Tiefen einer weiblichen Seele, in denen, gut freudianisch, vor allem sexuelle Fantasien brodeln. Zweifellos haben diese psychopathische Grundtönung, aber auch Prokofjews unkonventionelle Dramaturgie und seine ekstatische Musik dafür gesorgt, dass der «Feurige Engel» in letzter Zeit ein wenig Konjunktur hat ‒ zuletzt an der Komischen Oper Berlin (inszeniert von Benedict Andrews), demnächst an der Bayerischen Staatsoper in München (Barrie Kosky) und momentan an der Deutschen Oper am Rhein.
Christoph Meyer, der Intendant der Rheinoper mit ihren beiden Häusern in Duisburg und Düsseldorf, engagiert seit seinem Amtsantritt den aus Gelsenkirchen stammenden Immo Karaman als Spezialisten für das ...
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Opernwelt August 2015
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Michael Struck-Schloen
Herr Kupfer, wann waren Sie eigentlich zuletzt in Ihrem ehemaligen Stammhaus, der Komischen Oper?
Das ist noch nicht so lange her. Ich wollte wissen, wie Barrie Kosky die «West Side Story» inszeniert hat. Ich hätte das Stück ja selbst gern auf die Bühne gebracht, in Dresden. Daraus wurde aber leider nichts, weil wir für unsere Spielfassung die Rechte nicht bekamen....
Im äußersten Norden der Republik stemmte man sich wieder einmal gegen den theatralen Weltuntergang: Das Schleswig-Holsteinische Landestheater, dieser seit vielen Jahrzehnten bewährte Zusammenschluss der Bühnen von Flensburg, Schleswig (als Verwaltungshauptsitz), Rendsburg und neun weiteren Bespielorten, drohte auseinanderzubrechen. Begonnen hatte das Drama im Juli...
Das Interesse an Barockmusik ist in den letzten 25 Jahren enorm gestiegen», sagt Christophe Rousset in der Brasserie Excelsior und fährt mit einem Hauch Bitterkeit in der Stimme fort: «Aber die französische hat’s immer noch schwer. Das Rameau-Jahr zum Beispiel hat praktisch keine Spuren hinterlassen. ‹Platée› gibt es ja immer mal, doch das war auch schon vorher so....