Ganz konkret
Glückliches Kiel: Nicht einmal zwei Jahrzehnte sind seit dem letzten «Ring» vergangen, da bietet das Opernhaus seinem Publikum schon eine neue Inszenierung des Zyklus an. Wobei die jetzt im Entstehen begriffene Version – das zeichnet sich nach den Premieren der ersten beiden Teile ab – einen interessanten Kontrast zur vorigen bildet.
Kirsten Harms hatte die vier Musikdramen als anti-illusionistisches work in progress auf der leeren Bühne entwickelt. Daniel Karasek tritt jetzt mit seiner Regie als ein wesentlich konkreterer Erzähler auf.
«Das Rheingold» lebt von schönen, bisweilen allzu statischen Bildern und schließt märchenhafte Elemente mit ein. Da schaukeln Rheintöchter auf Stangen vor Wasserprojektionen, treten die Riesen, geführt von je vier Spielern, als furchterregende Skelettpuppen auf. Eine noch heile Weltordnung, in der Gut und Böse ausgewogen und klar gegeneinander abgesetzt sind.
Der erzählerische Duktus der Inszenierung setzt sich in der «Walküre» fort. Leicht verspielt wirkt Hundings holzgetäfeltes Wohnzimmer im Stil der 1950er-Jahre mit dem eingebauten Bar-schränkchen für den «seimigen Met», zunächst entwickelt sich das Geschehen als ein fast zu harmlos wirkendes ...
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Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Gerhart Asche
Anfang des Jahres gab’s an der Londoner English National Opera ausnahmsweise was zu feiern. 85 Jahre zuvor hatte Lilian Baylis die Kompanie ins Leben gerufen. Ihr Traum: im Sadler’s Wells Theater einem breiten Publikum die Welt der Oper spannend nahe zu bringen. Doch die Jubiläumsfeierlichkeiten im Januar waren ganz auf die Elite zugeschnitten. Zum Auftakt...
Hört man «Satanella», wird man an William Schwenck Gilbert and Arthur Sullivan erinnert – nur, dass hier wohl alles todernst gemeint ist. Oder doch eher nicht? Vielleicht auch tongue in cheek? Auf jeden Fall dürften Gilbert & Sullivan in diesem Stück genügend Material für ihre Parodien der viktorianischen Oper gefunden haben, das überraschende «Happy ending»...
Hier der Stolz der Blaublüter, derer von Sachsen-Coburg, dort der Stolz der mittelhessischen Bürgerschaft, die ihren Musentempel einst selbst finanzierte: Weiter auseinander können Gründungsakte und Tradition kaum liegen. Viel Selbstbewusstsein tanken Coburg und Gießen aus ihrer Vergangenheit, auch weil sie sich heute gegen die Dickschiffe der Szene behaupten...