Freispruch erster Klasse
Gefällig, leicht verdaulich, attraktiv und preiswert. So lautete der Tenor der Kritik zum «Don Giovanni», den Peter Mussbach 2006 in der Mailänder Scala auftischte. Damals war Donna Elvira in jenem draufgängerischen Tempo, mit dem Gustavo Dudamel am Pult die gestutzte Partitur durcheilte, auf einer weißen Vespa in einer öden Bühnenvorstadt vorgefahren.
Den umgekehrten Weg schlug nun Dudamels Mentor Daniel Barenboim ein: Er servierte einen mit opulentem Vibrato, pompösem Schlagwerk und getragenen Tempi angedickten Orchesterklang – mit dem Ergebnis, dass der kürzlich formell gekürte Scala-Musikchef die EMI-Einspielung seines eigenen «Giovanni»-Dirigats aus dem Jahr 1973 um ganze zwanzig Minuten übertraf. Schlimmer noch: Einige unüberhörbare Diskrepanzen zwischen Graben und Bühne offenbarten deutlich, dass die Sänger ihre liebe Not hatten, bei Barenboims über weite Strecken symphonisch aufgeplustertem Zeitlupen-Dirigat nicht aus der Puste zu kommen.
Peter Mattei fächerte in der Titelpartie mit Noblesse alle Farben seiner warmen, zumal in der Mittellage tragenden Stimme auf, ließ nur in der Höhe die eine oder andere Schärfe vernehmen. Anna Netrebko, die stimmlich wie körperlich enorm ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Februar 2012
Rubrik: Panorama, Seite 37
von Carlo Vitali
ARTE
1./7./13.2. – 6.00 Uhr
Das Trio Wanderer interpretiert Liszt und Chopin.
2.2. – 6.00 Uhr
Flötenkonzert zum 300. Geburtstag Friedrichs d. Gr.
Kammerphilharmonie Potsdam, Trevor Pinnock. Solist: Emmanuel Pahud.
3./9.2. – 6.00 Uhr
Lang Lang spielt Liszt.
Liebestraum, Paganini-Etüden u....
Wann haben Sie zum ersten Mal ein Orchester dirigiert?
Cantus Cölln wurde immer größer, irgendwann kam ein kleines Orchester hinzu. Aber solange man sich in der freien Szene bewegt, ist das nicht der große Unterschied. Der tritt erst ein, wenn man vor einem «normalen», klassisch geschulten Stadt- oder Staatsorchester steht. Da weht schon ein anderer Wind, man kann...
Alois Mühlbacher ist fünfzehn und Sopransolist der St. Florianer Sängerknaben. Seine zweite CD enthält Lieder von Gustav Mahler («Lieder eines fahrenden Gesellen», fünf «Wunderhorn»-Lieder) und die «Vier letzten Lieder» von Richard Strauss. Die technischen Mängel des jungen Solisten liegen auf der Hand: gelegentliche Vokalverfärbungen («Um Mitternocht»), unscharf...