Flickschusterei

Lortzing: Hans Sachs an der Musikalischen Komödie Leipzig

Opernwelt - Logo

Sein «Zar und Zimmermann» ging seit 1837 über 30 deutsche Bühnen. Berauscht vom Erfolg, schrieb Lortzing den «Hans Sachs», der 1840 in Leipzig aus Anlass des 400-jährigen Jubiläums der Buchdruck-Erfindung uraufgeführt wurde. Seine Heimatstadt Berlin hätte sich für solch demagogischen Unfug nicht hergegeben und behandelte ihn ohnehin schäbig. Sachsen hingegen gewährte dem Komponisten, Textdichter, Sänger-Schauspieler und Dirigenten zeitweilig Exil – dort fühlte er sich sogar zu Hause, auch wenn ihn die Leipziger gleich zweimal aus ihren Mauern jagten.

Heimat, Vertreibung, Wanderleben – das sind einige der Motive in «Hans Sachs», weil es autobiografische Motive sind. Sie verbinden sich mit scharfsinnigen, spöttischen Analysen gesellschaftlicher Verhältnisse und Bekenntnissen zu Demokratie und Freiheit. Die obligatorischen Liebeshändel nicht zu vergessen. Das alles als Komödie – eine Bezeichnung, die der Komponist allerdings in diesem Fall nicht gern verwendet sah, fürchtete er doch, der dichtende Schuster werde die vom zimmernden Zaren geweckten Erwartungen nur enttäuschen können.

Diesen Verdacht bestätigt die neue, etwas hochtrabend «Leipziger Fassung» genannte Inszenierung nicht. ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Volker Tarnow

Weitere Beiträge
Vorschau und Impressum OW 6/24

Fliegende Fische
Droben im Norden, so sagt man, reden die Menschen nicht besonders viel. Das mag stimmen. Doch im Theater ist das anders, so auch im Stadttheater Bremerhaven, in das sich die Großkritik so gut wie nie verirrt. Im Rahmen der Serie «Opernwelt auf Landpartie» statten wir dem Haus einen Besuch ab und nutzen die Gelegenheit, den neuen «Rosenkavalier»...

Editorial Opernwelt 6/24

Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht? Einmal abgesehen davon, dass Heinrich Heine, als er diese berühmten Verse zu Papier brachte, in erster Linie an seine ferne Mutter dachte und erst in zweiter an die verlorene Heimat, steht es um dieses Land, zumindest was die Künste angeht, nicht gar so schlecht (und vor allem nicht so schlecht,...

Dieser zarte Funken Hoffnung

Sie sind einander nahe. Sehr nahe: der Tod und das Mädchen. Nur wenige Zentimeter trennen sie, ein winziger synaptischer (Licht-)Spalt, und würde es mit rechten Dingen zugehen, wäre das Spiel, kaum ist die Stille nach den Schüssen eingetreten, vorbei und würde der Tod das Mädchen in seine Arme schließen. Doch kaum hat sich jene Falltür geöffnet, unter der Manuel...