Dieser zarte Funken Hoffnung
Sie sind einander nahe. Sehr nahe: der Tod und das Mädchen. Nur wenige Zentimeter trennen sie, ein winziger synaptischer (Licht-)Spalt, und würde es mit rechten Dingen zugehen, wäre das Spiel, kaum ist die Stille nach den Schüssen eingetreten, vorbei und würde der Tod das Mädchen in seine Arme schließen. Doch kaum hat sich jene Falltür geöffnet, unter der Manuel Rocas Tochter liegt, während oben ihr Vater, ein ehemaliger Arzt, und ihr Bruder kaltblütig ermordet werden, öffnet sich auch das Herz des jungen Mannes, der sie entdeckt hat und eigentlich nicht am Leben lassen darf.
Doch Tito, so nennen ihn seine Mitstreiter El Gurre und Salinas, wird von Ninas Blick so sehr, fast Sartre’isch, gebannt, dass er ihr das Leben schenkt …
«Senza sangue» heißt die bittersüße Novelle von Alessandro Baricco, die Péter Eötvös zu seinem gleichnamigen, 2016 beim Grand Opéra Festival in Avignon uraufgeführten Bühnenwerk inspirierte. Bariccos Text ist im Libretto von Mari Mezei größtenteils beibehalten, allerdings wird die Szene auf dem Bauernhof nur kursorisch und in Rückblenden erzählt, in zarten Nuancen und Andeutungen über das Vergangene. Was damals, vor vielen Jahren, geschah, erschließt sich in ...
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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Jürgen Otten
Kara Toprak, schwarze Erde, so heißt jenes ingeniöse Klavierstück des türkischen Pianisten und Komponisten Fazıl Say, mit dem er seit vielen Jahren das Publikum in aller Welt bannt und begeistert: eine Hommage an ein altes Volkslied aus seiner Heimat, das Nostalgie und Melancholie mit einem Hauch Hoffnung verbindet und den Spagat zwischen Klang und Geräusch...
Herr Nazmi, nach Ihrem Einspringen als Gurnemanz an der Bayerischen Staatsoper haben Sie zu einem Facebook-Schnappschuss hinzugeschrieben: «Mit meinem alten Meister Christian Gerhaher». Wie findet er so etwas?
Ich habe kurz überlegt, ob ich das so formulieren darf. Aber unser Verhältnis ist sehr freundschaftlich.
Auch wenn Gurnemanz und Amfortas kaum gemeinsame...
Ein bisschen enttäuscht ist man jetzt leider schon, was aber daran liegt, dass man auch im «Siegfried» ein Meisterwerk erwartet hat: Zwei Teile von Wagners «Ring» hat Ewelina Marciniak in den beiden vergangenen Spielzeiten an den Bühnen Bern bereits herausgebracht. Gerade die «Walküre», stärker noch als das «Rheingold», war so fein gearbeitet, das man süchtig...