Familienbande
Es war ein nahezu genialer Schachzug des Countertenors, Regisseurs und Musikmanagers Max Emanuel Cenčić, das Branding «Bayreuth» und zugleich das von den Wagner-Festspielen kaum beanspruchte Markgräfliche Opernhaus für sein Festival «Bayreuth Baroque» zu nutzen. Erstmals im September 2020 den Covid-Wirrungen zum Trotz durchgezogen, war es von Beginn ein Erfolg. Im Mittelpunkt stand «Carlo il Calvo», die 40. Oper des Neapolitaners Nicola Antonio Porpora, uraufgeführt 1738 in Rom. Nun liegt diese als brillante Ersteinspielung auf CD vor.
Karl der Kahle.
Die Beinamen der Karolinger sind so knapp wie direkt und haben ironische Spuren in unserem Geschichtsunterricht hinterlassen. So lernten wir und merkten uns: «Pippin der Kurze war nicht groß, doch Karl des Großen Vater». Einer der Söhne des Letzteren und Nachfolger auf dem Thron des Fränkischen Reichs war Ludwig der Fromme; um dessen jüngsten Sohn Karl II. («der Kahle») – er war von 843 bis 877 westfränkischer König und von 875 bis 877 König von Italien und Römischer Kaiser – geht es in «Carlo il Calvo».
Die im Epitheton pointiert vermerkte Kahlheit hatte mit Alopezie, einer Art von chronischer Haarlosigkeit, vermutlich nichts zu ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Mai 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 35
von Gerhard Persché
Am Beginn von Gordon Kampes neuer Oper lässt das Theater Bertolt Brechts grüßen. Über die leere Bühne schlendern die Dramatis personae herbei und bauen sich Kaugummi kauend vor dem Publikum auf: Latzhose und kariertes Hemd, Anzug oder blassrosa Kostüm, Basecap, Farmerhut. Mehr Midwest-Normalität geht nicht, und man fragt sich, ob es in diesem gottverlassenen Ort...
Wenn jetzt ein Erdbeben käme, man wäre an einem sicheren Ort im dichtbesiedeltsten Ballungsraum Griechenlands. Das Kulturzentrum der Stavros-Niarchos-Stiftung ist mit Isolatoren vom periodisch zitternden Untergrund getrennt. Auch an sanftere Formen der Nachhaltigkeit hat der italienische Stararchitekt Renzo Piano gedacht: Im mehr als zwanzig Hektar großen Park...
Die neue Oper «Voyage vers l’Espoir» von Christian Jost widmet sich dem komplexen Thema Migration. Die Uraufführung des nun am Grand Théâtre du Génève aus der Taufe gehobenen Stücks war eigentlich schon für 2020 geplant, musste aber pandemiebedingt verschoben werden. Das Libretto von Káta Weber basiert auf dem gleichnamigen Film «Reise der Hoffnung» (1990) von...