Falstaff bei Palladio
Als er Musikdirektor der Kent Opera war, damals Ende der 1980er-Jahre, passierte es: Der Eiserne Vorhang klemmte. Volles Haus, gespannte Gesichter, aber das Ding war einfach nicht zu bewegen. Was tun? Iván Fischer entschied sich, das singende Personal auf dem schmalen Streifen vor der Sperre agieren zu lassen. Und war mit dem Ergebnis hochzufrieden. Es sei einer der schönsten Opernabende geworden, die er je erlebt habe.
Der ungarische Dirigent, u. a.
Chef des Berliner Konzerthausorchesters, erzählt die Anekdote in seiner Zehlendorfer Villa, um für sein jüngstes Projekt zu werben: ein Opernfestival im italienischen Vicenza. Anfangen will er mit Verdis «Falstaff» (Premiere: 12. Oktober 2018) und dabei nicht nur das Budapest Festival Orchestra leiten, das er 1983 gemeinsam mit Zoltán Kocsis gründete, sondern auch selbst inszenieren. Warum Vicenza? Weil dort die für sein Vorhaben optimale Bühne stehe, das von Andrea Palladio nach antiken Vorbildern entworfene und von Vincenzo Scamozzi vollendete Teatro Olimpico. Der 1585 mit «König Ödipus» von Sophokles eröffnete Bau war für die Aufführung klassischer Tragödien gedacht. Die fixe Kulisse, eine Palastfront mit drei Portalen – ...
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Opernwelt April 2018
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Albrecht Thiemann
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