Es ist genug
Ein double bill, wie der Engländer die Vorstellung von zwei Werken zu einem Preis nennt, ist der jüngste Abend der Kölner Oper vor allem durch die Potenzierung dessen, was sich schon in den Titeln der Werke ankündigt: Gefangenschaft, Schuld, Unrecht, kirchlicher Machtmissbrauch. Wobei die durchgehende Figur des Großinquisitors alle Momente in sich vereint.
Warum wird so wenig Luigi Dallapiccola gespielt? Nach der Wiederbegegnung mit seinem «Prigioniero» muss man sich das fragen. Der entfaltet nämlich in Köln trotz minimaler szenischer Mittel große Wirkung.
Dallapiccola, der 1949 nicht nur die Kirche, sondern alle Unrechtsregimes anprangern wollte, hat sich auf eine Erzählung von Villiers de L’Isle-Adam gestützt, in der Dostojewskis Erzählung vom Großinquisitor als mächtigstem Anhänger und Gegner Gottes aufgegriffen wird. Der Regisseur Markus Bothe hat zusammen mit seinem Bühnenbildner Robert Schweer den Theaterraum mit einer Mauer abgeriegelt, auf der Buchstaben aufgeputzt sind ‒ als Hinweis darauf, dass hier wohl der Buchstabe der Kirchenlehre grausam erfüllt, der Geist aber mit Füßen getreten wird.
Die Perfidie des Stücks liegt darin, dass der Kerkermeister (es ist der verkleidete ...
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Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Michael Struck-Schloen
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