Es gibt keinen Weg zurück
Anflug auf Japan. Erhaben ragt der schneebedeckte Krater des Fuji über dem Inselstaat auf, noch immer aktiv, aber seit gut 300 Jahren nicht mehr ausgebrochen. Auch die Bühne des Neuen Nationaltheaters Tokio wird am darauffolgenden Abend ein Vulkan dominieren. Nicht weiß, sondern schwarz, vor allem aber: auf den Kopf gestellt aus dem Schnürboden ragend, als sauge er die Figuren von oben in sein rotglühendes Innere. Anish Kapoor, der Meister der Monumentalplastiken, hat ihn entworfen für die erste Aufführung des «Simon Boccanegra» in der Geschichte des NNTT.
Über dem 1997 eröffneten Theaterbau kreuzen sich eine Autobahn und eine Eisenbahntrasse, Architektur der westlichen Moderne, die in japanischen Großstädten nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg brutaler nachgeholt wurde als in vielen europäischen. Ein 54-stöckiges Hochhaus mit Konzertsälen, Museen und Restaurants, der Tokyo Opera City Tower, ist angeschlossen; im Innenhof gibt es dafür ein Stück japanischer Gartenbau -tradition: eine flache Wasserfläche, aus der versprengte Steine ragen.
Für die Premiere von Giuseppe Verdis düsterem Meisterwerk über einen genuesischen Dogen des 14. Jahrhunderts hat sich der Tennō angesagt. Man ...
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Opernwelt Januar 2024
Rubrik: Reportage, Seite 32
von Michael Stallknecht
Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich etablierte Filmregisseure an der Gattung Oper messen – häufig allerdings mit wenig Fortune. Den jüngsten Versuch unternahm Cédric Klapisch, ein Regisseur und Drehbuchautor, der mit Komödien wie dem Zweiteiler «L’auberge espagnole» internationale Erfolge erzielt hatte. Am Théâtre des Champs-Elysées in Paris inszenierte er Mozarts...
Die erste Orchesterprobe ist ein wenig ernüchternd: Nach vier Tagen intensiven Unterrichts und Proben mit Klavierbegleitung spürt man deutlich, wie die Stipendiatinnen und Stipendiaten mit der Dynamik eines großen Instrumentenapparats noch fremdeln. Es klappert an Nahtstellen, die Meinungen über Tempi gehen bisweilen auseinander. Offenbar fehlt ein Stück Erfahrung....
Das also ist des Pudels Kern! Kein kapriziöser Kobold, kein Sartyr und auch kein Zauberer – ein General im sandfarbenen Militäranzug tritt vor den Gelehrten Faust hin, haust gar im gleichen Haus, eine Etage tiefer (Ausstattung: Camilla Bjørnvad), im düsteren Satanszimmer. Während der (vermeintliche) Titelheld noch chemische Formeln an jene Tafel schreibt, die auch...
