Es gibt keinen Weg zurück

Seit seiner Eröffnung 1997 sucht das New National Theatre Tokyo die Anbindung an europäische Theatertraditionen. Im Musiktheaterprogramm des Dreispartenhauses finden sich neben zahlreichen Uraufführungen vor allem Werke Wagners, Verdis, Mozarts und Puccinis, das belegt auch die Neuproduktion des «Simon Boccanegra». Besuch in einer Kulturmetropole, die sich wandelt und sich dennoch treu bleibt

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Anflug auf Japan. Erhaben ragt der schneebedeckte Krater des Fuji über dem Inselstaat auf, noch immer aktiv, aber seit gut 300 Jahren nicht mehr ausgebrochen. Auch die Bühne des Neuen Nationaltheaters Tokio wird am darauffolgenden Abend ein Vulkan dominieren. Nicht weiß, sondern schwarz, vor allem aber: auf den Kopf gestellt aus dem Schnürboden ragend, als sauge er die Figuren von oben in sein rotglühendes Innere. Anish Kapoor, der Meister der Monumentalplastiken, hat ihn entworfen für die erste Aufführung des «Simon Boccanegra» in der Geschichte des NNTT.

Über dem 1997 eröffneten Theaterbau kreuzen sich eine Autobahn und eine Eisenbahntrasse, Architektur der westlichen Moderne, die in japanischen Großstädten nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg brutaler nachgeholt wurde als in vielen europäischen. Ein 54-stöckiges Hochhaus mit Konzertsälen, Museen und Restaurants, der Tokyo Opera City Tower, ist angeschlossen; im Innenhof gibt es dafür ein Stück japanischer Gartenbau -tradition: eine flache Wasserfläche, aus der versprengte Steine ragen.

Für die Premiere von Giuseppe Verdis düsterem Meisterwerk über einen genuesischen Dogen des 14. Jahrhunderts hat sich der Tennō angesagt. Man ...

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Opernwelt Januar 2024
Rubrik: Reportage, Seite 32
von Michael Stallknecht

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