Erinnerung, bestätigt
Zwar ist die elektromagnetische Aufzeichnung der schärfste Feind nostalgischer Verklärung. Doch gelegentlich vermag sie die Erinnerung auch zu bestätigen. Etwa im Fall der Live-Aufnahme von Webers «Freischütz» vor 35 Jahren an der Wiener Staatsoper. Der 28. Mai 1972 war einer jener Abende, von denen man seinen Enkelkindern berichten möchte. Erstmals stand Webers Oper wieder auf dem Programm: nach fast zwei Jahrzehnten, da man nach Ende der «Ära Adolf» fürchtete, mit diesem als «deutsche Nationaloper» verschrienen Werk unselige Geister wachzurufen.
Als Augen- und Ohrenzeuge erinnert man sich an eine in allen Parametern stimmige Produktion. Der kritische Theatergeher heute würde vermutlich inszenatorische Marginalien und Ausschwenkungen vom Waldsterben bis zum Problem von Außenseitern in einer repressiven Gesellschaft vermissen, doch solche regietheatralischen Reflexionen waren damals noch nicht à la mode. Otto Schenk inszenierte vielmehr traditionell dem Büchel entlang, doch witzig und unsentimental. Günter Schneider-Siemssens realistisch detailreiche Bühnenbilder hatten Poesie; die Wolfsschlucht hätte manches Horrormovie Hollywood’scher Prägung bereichert.
So viel zum Visuellen, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Chefsache: Intendant Matthias Fontheim stellte sich in Mainz als Opernregisseur vor. Generalmusikdirektorin Catherine Rückwardt erfüllte sich, dem Orchester und dem Publikum mit Strauss' «Rosenkavalier» einen Wunsch. Ihre Mutter, die Sopranistin Judith Beckmann, zählte in den achtziger Jahren zu den gesuchten Interpretinnen der Marschallin. Es gibt also, wenn man...
Selbst sein Tod geriet zum Medienereignis. Nur wenige Stunden, nachdem Luciano Pavarotti in den Morgenstunden des 6. September einem Krebsleiden erlegen war, sendeten die Radioanstalten erste Nachrufe. Am Abend desselben Tages räumten die Hauptnachrichtensendungen der Kunde von seinem Tod einen Platz ein, wie er nur wenigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens...
Die Sklavin Liú hat sich geopfert, der Vorhang geht zu. Das Finale der Oper «Turandot» hat Puccini nicht mehr komponiert, der Krebs war schneller. Ping, Pang und Pong, die drei Minister aus Turandots Reich diskutieren am Orchestergraben. Auf Italienisch mit Übertiteln. Soll jetzt Schluss sein? Oder einer der Schlüsse gespielt werden, die Franco Alfano und Luciano...