Empathie für einen Verlorenen
Wolfgang Rihms Kammeroper «Jakob Lenz», Geniestreich des 27-Jährigen, deren Handlungsgerüst Georg Büchners Erzählung folgt, gehört seit ihrer Uraufführung 1979 zu den meistgespielten Werken des modernen Musiktheaters. Ihr Erfolg beruht nicht zuletzt auf der moderaten Besetzung – drei Solisten, elf Instrumentalisten, sechs Vokalstimmen –, die auch kleineren Häusern die Aufführung ermöglicht. Mag auch der äußere Aufwand bescheiden sein, so sind die inneren Dimensionen dieses beklemmenden Psychogramms umso ausgreifender.
Andrea Breths Inszenierung auf der großen Bühne des Stuttgarter Opernhauses unterstreicht das aufs Eindrucksvollste.
Martin Zehetgruber hat einen Raum gebaut, der das Innere des sich selbst und der Welt entfremdeten Sturm-und-Drang-Dichters Lenz gleichsam nach außen kehrt. Ein dunkler, nach allen Seiten geschlossener Kasten, im Raum verstreut große schwarze Felsbrocken. Über den leicht abfallenden Boden fließt Wasser in breiten Rinnsalen. Dazu vereinzelte Requisiten: ein umgestürzter Tisch, ebenso ein Stuhl, eine leere Bibliothekswand mit einer Goethe-Büste, Museumsvitrinen, ein Klinikbett. Bilder einer düsteren Bedrängnis, die noch dadurch erhöht wird, dass sich in ...
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Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Uwe Schweikert
Alfredo Catalanis 1892 an der Scala uraufgeführte Oper «La Wally» ist auf deutschen Bühnen selten zu erleben – zu Unrecht, wie die Mannheimer Aufführung beweist. Die Handlung mutet zwar auf den ersten Blick konventionell an, aber der wie Puccini aus Lucca stammende, früh verstorbene Catalani und sein Librettist Luigi Illica geben der Dreiecksgeschichte einer Frau...
Auf die Idee mit dem sexy Sixpack sind beide gekommen: Zur optischen Auflockerung wird immer wieder ein halbes Dutzend knackiger Tänzer auf die Bühne geschickt, vorzugsweise in Kostümen mit minimalem Stoffverbrauch. Im dritten Akt trägt jeweils der gesamte Chor putzige Retro-Bademode, und auch eine schwule Kammerzofe gibt es doppelt.
Zwei große Opernhäuser der...
Piotr Beczala hatte im vergangenen Jahr ein Operettenalbum vorgelegt, das die Fans des Genres restlos glücklich machte. Die sämige Geschmeidigkeit seines lyrischen Tenors, die leicht slawische Sprachfärbung, die k.u.k-Nostalgie beschwört, der spürbare Spaß am Kitsch. Der Pole kommt den großen Vorbildern aus der Schellack-Ära sehr nahe, vor allem Richard Tauber....