Empathie für einen Verlorenen
Wolfgang Rihms Kammeroper «Jakob Lenz», Geniestreich des 27-Jährigen, deren Handlungsgerüst Georg Büchners Erzählung folgt, gehört seit ihrer Uraufführung 1979 zu den meistgespielten Werken des modernen Musiktheaters. Ihr Erfolg beruht nicht zuletzt auf der moderaten Besetzung – drei Solisten, elf Instrumentalisten, sechs Vokalstimmen –, die auch kleineren Häusern die Aufführung ermöglicht. Mag auch der äußere Aufwand bescheiden sein, so sind die inneren Dimensionen dieses beklemmenden Psychogramms umso ausgreifender.
Andrea Breths Inszenierung auf der großen Bühne des Stuttgarter Opernhauses unterstreicht das aufs Eindrucksvollste.
Martin Zehetgruber hat einen Raum gebaut, der das Innere des sich selbst und der Welt entfremdeten Sturm-und-Drang-Dichters Lenz gleichsam nach außen kehrt. Ein dunkler, nach allen Seiten geschlossener Kasten, im Raum verstreut große schwarze Felsbrocken. Über den leicht abfallenden Boden fließt Wasser in breiten Rinnsalen. Dazu vereinzelte Requisiten: ein umgestürzter Tisch, ebenso ein Stuhl, eine leere Bibliothekswand mit einer Goethe-Büste, Museumsvitrinen, ein Klinikbett. Bilder einer düsteren Bedrängnis, die noch dadurch erhöht wird, dass sich in ...
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Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Uwe Schweikert
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Die erstaunlichste Erkenntnis beim Braunschweiger «Propheten» (wieder einmal): Die großen Opern Giacomo Meyerbeers sind zu machen, auch an Stadttheatern. Die Chorszenen packen unmittelbar. Die Partitur ist reich an Ohrwürmern. Nach 90 Minuten, sprich: nach dem dritten Akt, geht das in der zweiten Vorstellung nicht übermäßig zahlreiche Publikum den Triumphmarsch...