Elegie für reife Liebende
Es klingt alles so überlegen, wohldisponiert und kenntnisreich. Kein inszenierter Event, sondern eine Geschichte mit Geschichte, eine in der alles zusammenpasst. Lange hat sich Edita Gruberova Zeit gelassen für die Partie der Norma. Hat sich in konzertanten Aufführungen an die schwerste aller Bellini-Rollen herangetastet, erst in Tokio, dann in Wien und Baden-Baden, wo ein viel gepriesener Mitschnitt entstand (OW 7/2005).
Münchens Staatsintendant Peter Jonas sicherte sich das Recht der ersten szenischen Nacht, stellte der Primadonna assoluta den Stilkenner Jürgen Rose als Regisseur zur Seite. Die Karten für die Premiere waren, wen wundert’s, innerhalb von zehn Minuten ausverkauft. In der Kassenhalle wedelten bei der zweiten Aufführung Karten suchende Damen im Nerz mit Fünfhundert-Euro-Scheinen. Gruberova gab im Vorfeld kluge Interviews, in denen sie betonte, die Stimmbänder würden einem Sänger sagen, was geht und was nicht. Friedrich Haider differenzierte in nicht weniger klugen Statements den Belcanto-Begriff und warb für ein «Norma»-Verständnis jenseits von pastoser Dauer-Dramatik.
Spätestens nachdem die Cabaletta von «Casta diva» mit viel Krach und noch mehr Ach zu Ende ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die Schlachten waren längst geschlagen, und in Erinnerung blieben die Momente der Überwältigung. «Ja, so ein sieghaftes hohes C, wie’s die Mali gehabt hat, bleibt in Herz und Ohr», schrieb Hans Richter, der erste «Ring»-Dirigent, an Amalie Materna, Wagners Brünnhilde von 1876. Der Brief stammt aus dem Jahr 1911. Da hatte Materna ihre Karriere schon fast zwanzig...
Benjamin Brittens todernste, abgründige Kammeroper «The Rape of Lucretia» (Die Schändung der Lukretia) aus dem Jahr 1946 und die ein Jahr später folgende parodistische Komödie «Albert Herring» sind für dieselbe kleine Orchesterbesetzung komponiert. Und doch klingt die Tragödie weitaus intimer, ja spröder als das Satyrspiel. Man möchte meinen, dass sich beide...
In den Tagen der Uraufführung von Aulis Sallinens Oper «Kullervo» 1992 brannten in Los Angeles, wo die finnische Nationaloper zu Gast war, die Straßen: Unter Jugendlichen brach sich die aufgestaute Frustration in Zerstörungen Bahn. Das Produktionsteam empfand damals diese Ereignisse wie einen Fingerzeig auf die Aktualität des neuen Stücks.
Sallinens Oper basiert auf...