Eine Enttarnung
Hysterische Zwischenrufe während Theateraufführungen haben etwas von fäkalen Bauchlauten nach einem reichhaltigen Essen: Zwar kontaminieren sie die Atmosphäre, doch künden sie auch von intensiver Reaktion auf die Materie. Im Theater an der Wien, bei Verdis «Attila» in Peter Konwitschnys Inszenierung, gab es während der Premiere einen Entrüstungssturm, lautstarke Scharmützel zwischen Gegnern und Anhängern, auch manch verbales Gerülpse unter der Gürtellinie.
Eine renommierte deutsche Tageszeitung jubelte: Endlich wieder ein zünftiger Opernskandal!
In der hier beschriebenen dritten Vorstellung blieb es in dieser Hinsicht zivil; dafür kündete das Buch im Foyer, das normalerweise die Adressen von Informationsbedürftigen aufnimmt, vom Frust mancher Besucher – darunter auch solcher aus Italien. «Vergogna», Schande, hatte einer geschrieben, und natürlich das Übliche: «Povero Verdi!». Daneben ein etwas unleserlicher Name, den man auch als «Adorno» hätte entziffern können.
Kryptischer Hinweis eines Insiders? Der Philosoph war vor mehr als einem halben Jahrhundert in seiner «Einleitung in die Musiksoziologie» ja mit der Darstellbarkeit von Oper scharf ins Gericht gegangen: «Unablässig hat ...
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Opernwelt September/Oktober 2013
Rubrik: Im Focus, Seite 32
von Gerhard Persché
Das Doppeljubiläum, in dem wir uns immer noch befinden, hat in der Wagner-Literatur deutliche Zuwächse gebracht, erstaunlich, weil man denken konnte, es sei genug über Wagner publiziert worden. Giuseppe Verdi hingegen, den Aufführungszahlen nach doch wohl weltweit noch über Wagner stehend, wurde in deutscher Sprache deutlich weniger gewürdigt. Die Gründe mögen...
Kann das denn sein? Iréne Theorin, sonst Berlins und Mailands Brünnhilde, singt die Isolde bei der Kinderoper auf Probebühne IV? Und das bei allen zehn Vorstellungen in zehn Tagen? Ja, sie ist’s, sie winkt – und nimmt diese Aufgabe nicht weniger ernst als die Isolde in Marthalers Inszenierung im Festspielhaus nebenan, die sie einige Jahre verkörperte. Nun freilich...
Ein herrlicher Blick auf malerische Ruinen, über weites Land: Romantischer als auf Burg Hellenstein kann Open-Air-Oper kaum sein. In diesem Jahr erklingt über dem Städtchen Heidenheim an der Brenz, auf der württembergischen Ostalb, das berühmte «Nessun dorma», das Prinz Kalaf in Giacomo Puccinis «Turandot» singt. Im Graben steht der Nürnberger Generalmusikdirektor...