Eine bedrohliche Tendenz
Herr Professor Zehelein, nachdem der «Spiegel» einen Vorabdruck aus «Der Kulturinfarkt» veröffentlicht hat, kam eine der ersten Reaktionen vom Deutschen Bühnenverein. Was regt Sie auf an diesem Buch?
Da erzählen uns vier Kulturprovokateure, dass die Hälfte unserer Theater, Museen und Bibliotheken etc. überflüssig sei. Zuerst dachte ich: Die vier Autoren wollen ins Geschäft, die wollen jetzt die finanzklammen Städte beraten. Was – angesichts des Buches – an sich schon eine massive Selbstüberschätzung wäre.
Peinlich wird es, weil diese Autoren überhaupt keine Alternativen anbieten. Welche Institutionen genau wegfallen könnten und wie das Geld sinnvoll anders eingesetzt werden soll, sagen sie nicht. Was das Buch fordert, ist nicht weniger als eine radikale Umsteuerung der Kulturpolitik in der gesamten Republik – und dann stellt man fest: Die Autoren wissen gar nicht, welche qualitative Arbeit in den von ihnen abgewatschten Kulturinstitutionen geleistet wird. Sie wissen gar nicht, wovon sie reden. Sie machen es sich außerdem leicht, wenn sie gegen falsch eingesetzte öffentliche Finanzierung polemisieren und ihre keineswegs schlechten Gehälter, samt allen Absicherungen, die damit ...
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Opernwelt Mai 2012
Rubrik: Magazin, Seite 64
von Stephan Mösch
Zeitgenössische Opern sollten nach ihrer Uraufführung eine zweite Chance erhalten. Von dieser kulturpolitisch sinnvollen Forderung profitieren leider selten die sperrigen Werke (es sei denn, sie genießen den Kultstatus von Helmut Lachenmanns «Mädchen mit den Schwefelhölzern»), sondern meist Opern, die an das Repertoire, die Tradition, das klassische Gesangsideal...
Mit der Erstfassung von «Il pastor fido» schließt sich, wenn man von den Pasticci absieht, die letzte Lücke in der Schallplattenpräsenz von Händels Opern. Das 1712 für London geschriebene Stück war dort wenig erfolgreich. «Das Bühnenbild zeigte bloß die Landschaft von Arkadien, die Kostüme waren alt, die Oper kurz.» So überliefert ein Diarist das Urteil der...
Drei Holzwände, ein Kronleuchter – das ist die Rudolstädter «Traviata». Drei Produktionen (Oper, Operette, Ballett) bezieht das Thüringer Landestheater jährlich vom Theater Nordhausen. Aus dem Harz kommen Sänger, Ausstattung, Inszenierung. Rudolstadt stellt die 43-köpfigen Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt unter ihrem energischen GMD Oliver Weder. Weder,...