Eine bedrohliche Tendenz
Herr Professor Zehelein, nachdem der «Spiegel» einen Vorabdruck aus «Der Kulturinfarkt» veröffentlicht hat, kam eine der ersten Reaktionen vom Deutschen Bühnenverein. Was regt Sie auf an diesem Buch?
Da erzählen uns vier Kulturprovokateure, dass die Hälfte unserer Theater, Museen und Bibliotheken etc. überflüssig sei. Zuerst dachte ich: Die vier Autoren wollen ins Geschäft, die wollen jetzt die finanzklammen Städte beraten. Was – angesichts des Buches – an sich schon eine massive Selbstüberschätzung wäre.
Peinlich wird es, weil diese Autoren überhaupt keine Alternativen anbieten. Welche Institutionen genau wegfallen könnten und wie das Geld sinnvoll anders eingesetzt werden soll, sagen sie nicht. Was das Buch fordert, ist nicht weniger als eine radikale Umsteuerung der Kulturpolitik in der gesamten Republik – und dann stellt man fest: Die Autoren wissen gar nicht, welche qualitative Arbeit in den von ihnen abgewatschten Kulturinstitutionen geleistet wird. Sie wissen gar nicht, wovon sie reden. Sie machen es sich außerdem leicht, wenn sie gegen falsch eingesetzte öffentliche Finanzierung polemisieren und ihre keineswegs schlechten Gehälter, samt allen Absicherungen, die damit ...
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Opernwelt Mai 2012
Rubrik: Magazin, Seite 64
von Stephan Mösch
Manchmal entpuppen sich Konflikte, die man für aktuell hält, als verblüffend alt. Afghanistan ist ein von Warlords und lokalen Clanführern zerrissenes Land? Der Iran spielt mit den Muskeln und will regionaler Hegemon werden? Alles so oder so ähnlich schon mal dagewesen – eine Barockoper zeigt es. 1709 hat der afghanische Stammesfürst Mir Wais die Provinz Kandahar...
Es muss ein beschauliches Städtchen sein: Loudun, 7000 Einwohner, im Département Vienne südwestlich von Paris. Doch 1634 ereignete sich hier Grauenhaftes: Der charismatische Pfarrer des Ortes, Pater Grandier, wird der Hexerei für schuldig befunden, entsetzlich verstümmelt und bei lebendigem Leibe verbrannt. Auslöser der Ereignisse, die Historiker heute als...
Drei Holzwände, ein Kronleuchter – das ist die Rudolstädter «Traviata». Drei Produktionen (Oper, Operette, Ballett) bezieht das Thüringer Landestheater jährlich vom Theater Nordhausen. Aus dem Harz kommen Sänger, Ausstattung, Inszenierung. Rudolstadt stellt die 43-köpfigen Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt unter ihrem energischen GMD Oliver Weder. Weder,...