Ein Schattenspiel, grausig intim
Als Jürgen Flimm 2010 die Intendanz an Daniel Barenboims Berliner Staatsoper antrat, nachdem er die Leitung der Salzburger Festspiele vorzeitig abgegeben hatte, gründete er ein neues Festival mit dem schönen Namen «Infektion!». Devise: «Lassen Sie sich anstecken vom Neuen!» Es war eine durchaus couragierte Initiative an einem Haus, das durch Traditionspflege, Sängerluxus und die Eigenheiten des berühmten Maestros gekennzeichnet ist.
«Infektion!», mit Ausrufezeichen, funktioniert auch beim sechsten Mal als kleines Moderne-Event am Berliner Schiller Theater, dem Ausweichquartier der seit 2009 in Sanierung befindlichen Staatsoper Unter den Linden. Flimm hatte schon in Salzburg, gemeinsam mit Konzertdramaturg Markus Hinterhäuser, ein paar «Kontinente» der Moderne erforscht, nun wollte er auch am Berliner Opernhaus das musikalisch Zeitgenössische bearbeiten. Und mit diesem Festival klingt die Staatsopern-Saison seither aus, mit Eigen- wie Koproduktionen, dargeboten meist in der Ein-Raum-Werkstatt des Schiller Theaters. Es gab Arbeiten von Karlheinz Stockhausen, Morton Feldman, Mauricio Kagel oder Wolfgang Rihm, von Lucia Ronchetti, Georges Aperghis, Helmut Oehring oder Salvatore ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt September/Oktober 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 30
von Wolfgang Schreiber
Ums große Jubiläum hat Charles MacKay nicht viel Wind gemacht. Der General Manager der Santa Fe Opera ist seit 2008 im Amt, doch die Company in New Mexico wurde in diesem Sommer 60 Jahre alt. Gleichwohl verzichtete man auf ein spezielles Festprogramm, setzte bei den fünf Produktionen auf Repertoirestücke und die bewährte Mischung aus szenischer Kulinarik und...
Sommerfestivals für Musiktheater gibt es an vielen Orten, doch nicht überall harmonieren Kulisse und Akustik so gut wie in Heidenheim. Nicht nur die über der Stadt thronende mittelalterliche Ruine des Schlosses, die in diesem Jahr mit Puccinis «Bohème» bespielt wurde, sondern auch das gegenüberliegende, als Festspielhaus genutzte großzügige Congress Centrum bieten...
«Wagners Leben ist so oft erzählt worden, dass es nicht mehr erzählbar ist.» Das ist kein Stoßseufzer aus dem Jubiläumsjahr 2013, in dem zu Richard Wagners 200. Geburtstag erwartungsgemäß eine erhebliche Welle an (auch unerheblicher) Literatur über uns hereinbrach. Nein, Carl Dahlhaus urteilte so vor 45 Jahren in der Einleitung zu seinem Band über die Musikdramen....