Ein Klangkörper, aus Einzelstimmen
Komödien wollen die einen, Tragödien die anderen, und eine weitere Riege singt flehend die lyrischen Gefühlsströme herbei. In Sergej Prokofjews «Liebe zu den drei Orangen» geht es kunterbunt zu. Neben einem verwirrend personenreichen Solistenensemble spaltet sich auch der Chor in mehrere «feindliche» Fraktionen auf.
Nicht nur, dass die Choristen hier für alle sichtbar als «Volk» agieren; sie sind zugleich Vertreter des Publikums, das die Stationen der Handlung temperamentvoll kommentiert und nach Kräften zu steuern versucht, wie es das witzig-selbstreferenzielle Sujet des (wichtige Theatermotive der Moderne vorwegnehmenden) barocken Stückeschreibers Carlo Gozzi und der Komponist verlangen.
Diese Art von Musiktheater bietet also lohnende Aufgaben für einen Chor, der nicht nur singen, sondern auch spielen will. Gerade das Richtige für den Mannheimer Opernchor, der sich mit wunderbarer Sicherheit in die flinke, turbulente Inszenierung von Cordula Däuper einfügt. Wendigkeit und Beweglichkeit sind gefragt. Die Sängerinnen und Sänger begnügen sich nicht damit, als klingende Wand an der Rampe oder im Hintergrund zu stehen. Jedes Glied der Gruppe übernimmt individuell Verantwortung, ...
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Opernwelt Jahrbuch 2014
Rubrik: Bilanz des Jahres, Seite 122
von Hans-Klaus Jungheinrich
Herr Bachler, stimmt es eigentlich, dass Sie in München mal als Kellner gearbeitet haben?
Ja, als Student einen ganzen Sommer lang. In einem Café am Odeonsplatz. Das muss so Anfang der Siebzigerjahre gewesen sein.
Und da konnten Sie zum ersten Mal beobachten, wie die Münchner ticken?
Vor allem habe ich damals zum Theater gefunden. Durch den «Sommernachtstraum» von...
Er ist ein Theatertier. Er strotzt vor Spielfreude und vokaler Kraft. Vor sechs Jahren hat Michael Volle in unserer Umfrage schon einmal Spitzenwerte erzielt. Damals für seine Onegin-Einsichten, als Henze-Interpret und vor allem als Beckmesser in Bayreuth. Von Hans Sachs hat er seinerzeit noch geträumt. Inzwischen gehört auch diese Partie zum kontinuierlich...
Rousseau empfand den französischen Gesang als ein «beständiges Gekläffe». Weil sich die Tragédie en musique, wie Lully sie geprägt hatte, im Vergleich zur italienischen Oper so nah am Text hielt, konnte sie dem koloraturverwöhnten Ohr durchaus spröde vorkommen. Rameau gestand in seinen Bühnenwerken der Musik wesentlich mehr Raum zu. Lully brauche Schauspieler, er...