Ein Kind ihrer Zeit
Wie wohl ihr Social-Media-Account heißen würde? «@LaDivina» oder «@Mariacallas»? Oder einfach nur «@Maria»? Und wer würde ihn betreuen? Das Management, die Plattenfirma, sie selbst? Womöglich gäbe es die neuesten Roben zu sehen, Schnappschüsse von den Proben, gestellte Aufführungsfotos oder Privates mit dem aktuellen Lebensabschnittsgefährten, manchmal auch kleine Videos. Doch stopp: Spätestens in diesem Augenblick dürfte nicht nur der Hardcore-Fan abwinken. Denn letztlich wäre das alles unvorstellbar, vielleicht auch unwürdig aus Sicht der Callas, überflüssig, stillos.
Eine Klaviatur der Öffentlichkeitswirksamkeit, auf der sie es nicht nötig gehabt hätte zu spielen. Oder etwa doch?
Ein Gedankenexperiment jedenfalls, vor dem insbesondere Historiker Abscheu empfinden. «Was wäre, wenn?» – es ist die verbotene Frage. Kein Mensch kann sie auch nur halbwegs und mit überprüfbarer Substanz beantworten. Das Experiment zielt aber weniger auf einen objektiven Beweis. Es geht vielmehr um den Kontrast, um den Vergleich. Um die Vergegenwärtigung einer Karriere, die tatsächlich, wenigstens dies sollte als gesichert gelten, wie keine zweite war. Eine solche Laufbahn, genau darum geht es, war und ...
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Opernwelt Jahrbuch 2023
Rubrik: La divina, Seite 89
von Markus Thiel
Frau Meier, von Ingeborg Bachmann ist der Satz überliefert: «Aufhören können, das ist nicht eine Schwäche, das ist eine Stärke.» Mezzosoprane scheinen darin gut zu sein, drei Namen mögen genügen: Janet Baker, Brigitte Fassbaender, Christa Ludwig.
Ich sehe es so: Generell fällt es Männern schwerer, aufzuhören. Sie identifizieren sich mehr über ihren Beruf als...
John Allison
London
Opera
1. Yonatan Cnaan: «Theodor» (Pfeffer/Ricklin), Israeli Opera Tel Aviv
2. Francesco Corselli: «Achille in Sciro» (Bolton/Clément), Teatro Real Madrid
3. Sergej Prokofjew: «Krieg und Frieden» (Jurowski/ Tcherniakov), Bayerische Staatsoper München
4. Dmitri Tcherniakov
5. Boris Kudlička
6. Jorge Jara
7. Lidiya Yankovskaya
8. Piotr...
Herbst 2022: Beim Festival Bayreuth Baroque inszeniert Countertenor und Festivalleiter Max Emanuel Cenčić die Oper «Alessandro nell’ Indie» von Leonardo Vinci, uraufgeführt 1730 in Rom, wo Frauen seinerzeit auf Bühnen unerwünscht waren. Der Schauplatz? Indien. Der Anlass? Der Krieg des Makedonenkönigs Alexander der Große gegen den indischen König Poros. Die Akteure...
