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Pierantonio Tascas veristischer Zweiakter «A Santa Lucia» aus dem Anhaltischen Theater Dessau

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Der Sensationserfolg von Pietro Mascagnis «Cavalleria rusticana» (1890) löste auf der Opernbühne eine Verismo-Welle aus, die geradezu groteske Züge annahm, weil sich vor allem drittklassige (und nicht nur italienische) Komponisten an den neuen Trend anzuhängen versuchten. Die meisten dieser Nachahmungen sind, wohl zu Recht, heute vergessen. Einzig Ruggero Leoncavallos «Pagliacci» konnten auf Dauer bestehen.

Dass auch Pierantonio Tascas «A Santa Lucia» – interessanterweise nicht in Italien, sondern 1892 am Berliner Kroll-Theater uraufgeführt – mehr ist als ein billiger Aufguss der «Cavalleria» hat das Anhaltische Theater in Dessau mit der Produktion beider Opern bewiesen.

Der sizilianische Baron Tasca (1858-1934) hat die Handlung nicht in seiner Heimat, sondern im Fischerviertel von Neapel angesiedelt, wobei der Schauplatz eher pittoreske Bedeutung hat. Anders als in Giovanni Vergas veristischem Roman «I Malavoglia» (1881) spielt der harte Existenzkampf der Fischer im Libretto Enrico Goliscianis keine Rolle. Die als Bettlerin herumziehende Rosella hat ein Kind mit dem Fischer Ciccillo, was niemand wissen soll, da er mit Maria verlobt ist, die aber Bescheid weiß und alles tut, um ...

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Opernwelt Mai 2020
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 34
von Ekkehard Pluta

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