Durchs Leid mit Freud
Um das Essener Aalto-Theater war es ruhig geworden in letzter Zeit. Seit Hein Mulders nach der langen und glanzvollen Ära von Stefan Soltesz mit der Spielzeit 2013/14 die Intendanz des Hauses (und die der benachbarten Philharmonie) übernahm, gab es überwiegend risikoarme Koproduktionen zu sehen, und das wenige Hausgemachte wollte sich nicht recht zu einem neuen Profil schärfen. Auch die legendär gute Auslastung hat nachgelassen: Die fünfte Vorstellung von «Rusalka» war alles andere als ausverkauft. Dabei verdient diese Neuinszenierung ein volles Haus.
Endlich ist in Essen wieder eine spannende, in jeder Hinsicht überzeugende Eigenproduktion gelungen.
Dvoráks Märchenoper gilt nicht gerade als Kassenknüller und für die Regie als problematischer Fall. Als naives Märchen ist das Werk heute kaum noch zu erzählen, aber Aktualisierungen machen wenig Sinn. Stefan Herheim deutete das Werk vor Jahren in Brüssel mit überbordenden Bildern, die in Dvorák einen Vorboten des Symbolismus entdeckten. Nachwuchsregisseurin Lotte de Beer macht nun in Essen ein strenges, aber überraschend schlüssiges Psychoanalyse-Exerzitium daraus. Der von Rusalka besungene Mond ist eine kalt schimmernde OP-Lampe, ...
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Opernwelt August 2015
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Regine Müller
Der Himmel ist blau, Möwen ziehen schräg durchs Blickfeld, eine Frühsommerbrise weht über das Ij, die Binnenalster von Amsterdam. Du liegst am Kai in einem blendend weißen Bett, neben dir eine sommersprossige Schöne, die dir Geschichten ins Ohr raunt ‒ von Kindern, die nachts aufwachen und ihre Eltern suchen, von der Hoffnung auf Glück und der notwendigen...
Alle müsste man sie zusammenspannen, diese Frauen. In einer Debattenrunde, wo sie sich austauschen könnten über ihre Männer, ihre Geliebten, Söhne oder Väter, mehr noch: über das enge, gefährliche Geflecht aus Tradition, Konvention, auch aus selbstverschuldeter Passivität. Insofern ist da eine illustre Runde bei den Münchner Opernfestspielen zusammengekommen. Und...
Richard Strauss hat seine «Feuersnot» wie einen Steinbruch benutzt. Passagen daraus kehren – eingepasst in andere Zusammenhänge – in «Salome» und «Elektra» wieder, auch Walzerseligkeit und Ensemblekunst des «Rosenkavalier» sind ohne die Vorerfahrung mit dem frühen Einakter undenkbar. Dass das Stück selten gespielt wird, dürfte vor allem mit dem Text zu tun haben...