Diskurs ist alles

Im Theater Altenburg Gera trifft man fast an jeder Ecke auf die wechselvolle Geschichte der beiden Häuser. Das Team um Generalintendant Kay Kuntze begegnet den Wirren der Zeit mit einem wohltuend kreativen Geist. Eine Reportage

Opernwelt - Logo

Achill in Altenburg? Kaum zu glauben, aber wahr. Leibhaftig, in voller Rüstung steht er auf der Bühne des Theaterzelts am Ufer des Großen Teichs, und während draußen die Kinder auf dem Spielplatz toben und die Schwäne im See ihr Gefieder putzen, sieht sich der griechische Held vor eine unzumutbare Entscheidung gestellt: Ehre oder Liebe? Ruhm fürs Vaterland oder rauschende Nächte mit Deidamia? Jeder Mann würde wohl an dieser Stelle anfangen zu zweifeln, und die liebreizend-schöne Königstochter macht es Achill wirklich nicht leicht.

Sämtliche Verführungskünste wendet sie an, um ihn auf der «Zauberinsel» Skyros zu halten, sogar den Liebesgott Amor hat sie herbeigerufen, damit er seine Pfeile auf den starken Mann abfeuern möge. Und siehe da, der Heros wankt. Zumal das Orakel ihm prophezeit hat, dass er im Kampf um Troja fallen würde, und Thetis, die schlaue Tochter des Meeresgottes Nereus, ihm deswegen ihren Vertrauten Nearchos an die Seite gegeben hat. Da aber ein Krieger inmitten einer hedonistisch gefügten Gesellschaft sogleich auffallen würde, hat sich Achill in eine Frau verwandelt. Und das hat Folgen nicht nur für ihn …

«Achille in Sciro» heißt das Dramma per musica, mit dem das ...

Die Welt, auch die der Oper, ist ungerecht. Während man den Großen stets, und sei es auch noch so kritisch, huldigt, führen die Kleinen meist ein Dasein im Schatten, sprich: Man bemerkt sie kaum. Doch gerade in den Darstellenden Künsten und hier insbesondere in der Oper liegt der große Gewinn in der Vielfalt. Und was das angeht, schauen die benachbarten Länder sehnsuchtsvoll nach Deutschland. Es ist dies nach wie vor das Land mit der größten Theaterdichte weltweit. Und das berühmte deutsche Stadttheater gewissermaßen das Fundament dieses Reichtums. Diesen vor Ort in Augenschein zu nehmen, ist Anlass und Impuls für die Serie «Opernwelt auf Landpartie», in der wir in loser Folge und von A bis Z die kleineren Häuser porträtieren

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Auf Landpartie, Seite 60
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Teuflisch gut

Die Bühne ist fast leer. Nur ein Sessel, darin ein Mann in «Arbeitskleidung: Maske, winzige rote Hörner, Trainingsanzug. Der Titelheld. «KathoTV» zeigt unterdessen Bilder eines sterbenden Papstes, der irgendeinem heilbringenden Ritus vorsteht, und unsichtbare Chöre aus himmlischen Phalanxen, Cherubim und Pönitenten singen dem Herrn diverse Loblieder. In der neuen...

Die Welt von unten

Wurzeln überall, auch von oben hängen sie herunter, wir befinden uns mutmaßlich in einer subrealen Unterwelt. Vorne fließt, vom Parkett nur zu ahnen, ein Fluss vorbei, und als schließlich Mélisande, drapiert wie für eine kolorierte Kunstpostkarte, ihr fragiles Leben ausgehaucht hat, wird es gewiss: Es ist Styx, oder Lethe, denn Mélisandes Lebenslicht wird vom Arzt,...

Prima, eine Donna am Pult

Puccinis «Madama Butterfly» in der bahnbrechenden Inszenierung des mittlerweile verstorbenen Anthony Minghella bildete 2006 den Auftakt der Amtszeit von Intendant Peter Gelb an der New Yorker Met. Angefangen mit Cristina Gallardo-Domâs als Cio-Cio-San hat sich die nach wie vor erfolgreichste Produktion des Hauses als wahre Primadonnen-Schmiede entpuppt und...