Diskografisches Glück
Ein pianissimo ist ein pianissimo ist ein pianissimo? Im vorliegenden Fall ist es die um ein My leisere Variante, ein pianopianissimo.
Fast unhörbar, wie aus weiter Ferne, so als sei sie Ankündigung des nahenden Todes, erklingt die Linie der Violoncelli und steigt sie eine Oktave hinab, vom kleinen e zum großen E, dessen Erscheinen die Leere der Welt bekundet (wie sie außer Giuseppe Verdi derart magisch nur noch Gustav Mahler in seinen vierfachen piani zu beschwören wusste ), bevor, sotto voce und pianissimo, Tenöre und Bässe das Wort «Requiem» intonieren, in zwei müden Achteln und einem Viertel – als leere, Leiermann’sche Quinte.
Als Riccardo Muti Anfang Oktober 1981 an zwei aufeinander folgenden Abenden im Münchner Herkulessaal Verdis «Messa da Requiem» dirigierte, zeigte er schon in diesen Anfangstakten des Andante seine hohe Meisterschaft: Mit formidablem Klangsinn und unglaublich sublimem Gespür für dramaturgische Spannungsabläufe, das «richtige» Tempo und die «richtige» Balance, das nur den Großen in die Wiege gelegt ist, formte der italienische Dirigent das «Requiem» zu einer musikalischen Parabel vertiefter Innerlichkeit. Dass er es vermochte, hatte allerdings auch mit ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 22
von Jürgen Otten
Mit gleich zwei Premieren binnen einer Woche startete die Semperoper ins neue Jahr – und löste sich damit elegant aus dem sächsischen «Teil-Lockdown», der für die Kulturbranche im Freistaat ein kompletter war. Sämtliche Kulturstätten, ob Konzerthäuser, Theater, Museen oder Kinos, blieben hier von November an wochenlang geschlossen, was Sachsen den unrühmlichen...
Mit den klassischen Formen wie Sinfonie und Sonate oder gar der Oper hatte die Nachkriegs-Avantgarde, die sich seit 1946 alle zwei Jahre bei den Darmstädter Ferienkursen traf, nichts im Sinn. Genau um sie aber rang der grüblerische Solitär Bernd Alois Zimmermann, der sich damit zwischen alle Stühle setzte. Stil war ihm zwar, wie er einmal bekannte, «nicht...
Das Publikum der 900. «Rigoletto»-Vorstellung an der Metropolitan Opera – nur «Aida» und «La traviata» waren hier in Sachen Verdi noch häufiger vertreten – wurde jüngst Zeuge eines ganz eigenen, unerwarteten Dramas. Ein musikalisch starker Abend unter der mitreißenden Leitung von Daniele Rustioni: unterlaufen von einer schwunglosen Neu-Inszenierung des Regisseurs...