Die Wüste lebt
In der Sport-Sprache heißt es gerne «Nach dem Spiel ist vor dem Spiel»: Die nächste Herausforderung wartet schon. Für den Theater- und Konzertbetrieb gilt Ähnliches: Jede noch so gelungene Premiere ist auch eine Art quasi finaler Momentaufnahme eines längeren Arbeitsprozesses, dessen Ergebnisse sich in der Folgezeit bewähren sollen. Insofern setzt sie alles andere als einen Schlussstrich. Natürlich müssen für einen Saisonrückblick Termine gelten, etwa die letzten Produktionen der Spielzeit.
Nun hat die Corona-Pandemie nicht nur Leben und Existenzen gekostet, sondern seit anderthalb Jahren auch die Kultur erheblich lahmgelegt. Wobei Festangestellte in etablierten Institutionen weit besser daran waren als die Freien.
Doch so oder so mussten sich Produzenten wie Rezipienten, also auch Rezensenten, wohl oder übel ans Prinzip «Not macht erfinderisch» halten. Kam im Vorjahr die Mainzer Interpretation von Nonos «Al gran sole carico d’amore» nicht über die Generalprobe hinaus, wurde die Aufführung noch am Premierentag abgesagt, so hing auch am Ende der vergangenen Saison das Corona-Damokles-Schwert über allem. Dass manche Premieren stattfanden, war nicht unbedingt vorhersehbar. Umso ...
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Opernwelt Jahrbuch 2021
Rubrik: Umfrage Kritikerstatements, Seite 109
von Gerhard R. Koch («FAZ», Frankfurt am Main)
Es war eine Theaterspielzeit, in der es viel Theater ums Theater gab, bei dem es zuerst um die Relevanz von Kultur ging, die in dem von der Politik verlautbarten Ranking zum Entsetzen des ganzen Betriebs irgendwo weit hinten kurz vor den Bordellen rangierte. Unter künstlerischen Aspekten ist diese Spielzeit kaum zu werten, weil die längste Zeit nur digitale...
Die Corona-Pandemie hält die Welt im Würgegriff. Die ganze Welt? Mitnichten. Reiche Länder impfen sich in eine «Neue Normalität», öffnen ihre Theater. Und schließen bald wieder, es ist ja Sommerpause. Wer könnte schon erwarten, dass man aus der schlimmstmöglichen Marginalisierung von Bühnenkunst in Friedenszeiten etwas gelernt hätte? Die ausstolpernde Notsaison...
Seine Neigungen waren vielfältig. Joseph Beuys, vor 100 Jahren geboren, war nicht nur Aktionskünstler, Gesamtkunstwerker, Bildhauer, Zeichner, Medailleur und Kunsttheoretiker, er war zudem ein großer Musikenthusiast. Doch nicht unbedingt im konventionellen Sinne. Das Phänomen Klang bildete für ihn eine besondere semantische Konstante, und als solche betrachtete er...