Die Schrankwand spielt mit
Man kann Geschichten immer wieder neu und anders erzählen. Selbst bei einer Oper, die alle zu kennen glauben, ist das möglich, in diesem Fall Gioachino Rossinis Buffa «Il barbiere di Siviglia». Für die Produktion der Norske Opera Oslo, die im November 2020 Premiere hatte, war die Regisseurin Jetske Mijnssen verantwortlich, mit der ich zuletzt bei Giovanni Legrenzis Oper «La divisione del mondo» in Straßburg zusammengearbeitet habe. Die Kostüme hat Julia Katharina Berndt entworfen. Dieser «Barbiere» führt uns in eine Gegenwart, die geprägt ist von der Vergangenheit.
Es ist, als würde man Bausteine immer wieder neu zusammensetzen. Die Grundidee besteht aus einer typischen Wohnzimmer-Schrankwand, Symbol der Bürgerlichkeit in den 1960er- und 1970er-Jahren. Sie ist als Objekt begehbar und bespielbar, aber nicht im Detail fertig definiert. So kommt es für die Darsteller zu einer unmittelbaren persönlichen Erfahrung beim eigenen Umgang mit den Möglichkeiten der Wand, die bei den Proben ausgelotet wurden. Keine fühlbaren Umbauten sollten den Ablauf der Aufführung stören. Durch verschiedene Geschwindigkeiten bei der Veränderung einzelner Elemente dieser Wand, etwa der Türen, bis hin zur ...
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Opernwelt März 2021
Rubrik: Serie Licht und Raum, Seite 54
von Götz Thieme
Kaum hat man dieses Buch beglückt aus der Hand gelegt, kommt dem Leser jener legendäre Satz aus Theodor Fontanes Roman «Effi Briest» in den Sinn, zu dem Effis Vater stets dann greift, wenn er unangenehmen Diskussionen mit seiner Tochter entfliehen will. Dieses oder jenes sei, so der alte Briest, doch ein «weites Feld». Oswald Panagl, beinahe drei Jahrzehnte lang...
Es kann passieren, dass man im Gespräch mit ihr nicht weiterkommt. Weniger, weil der Stoff ausginge, sondern weil die Luft wegbleibt. Wobei das meist plötzliche, immer befreiende, ansteckende Lachen von Golda Schultz, die Mutter hat ihr das oft gesagt, gern auch an unpassenden Stellen passiert. Franz Welser-Möst hat das offenkundig nicht irritiert. 2014, bei den...
Auf der einen Seite Virologen, Politiker und große Teile der Bevölkerung, die zur Bekämpfung der Pandemie radikale Kontaktbeschränkungen fordern, durchsetzen, akzeptieren. Auf der anderen Seite diejenigen, die froh sind über jede Sondergenehmigung des Senats für die künstlerische Ausbildung, über jeden irgend möglichen Gestaltungsspielraum. Unsere Ausbildung lebt...