Die schönste Sackgasse der Welt
Herr Engstroem, zum Jubiläumsfestival sind mehr Musiker und mehr Besucher nach Verbier gekommen als je zuvor. Gibt es für Sie Grenzen des Wachstums?
Ich freue mich natürlich, dass das, was wir seit 1994 versuchen, einen so guten Ruf hat. Es ist ja nicht so, dass man mal eben einen Abstecher nach Verbier macht. Dafür liegt der Ort zu abgeschieden. Verbier ist eine Sackgasse. Wer hierher kommt, hat sich bewusst entschieden. Ich glaube, die Anziehungskraft des Festivals hängt weniger mit dem Umfang des Programms als mit seiner Philosophie zusammen.
Das für mich Wichtigste ist eine persönliche, offene, informelle Atmosphäre, ein Rahmen, der Begegnungen ermutigt, die anderswo nicht ohne Weiteres zustande kämen. Das gilt sowohl für den Dialog zwischen Klassik-Stars und Talenten, die am Anfang einer
Karriere stehen, als auch für Kontakte zwischen Künstlern und Publikum.
Eine Werkstatt ohne Berührungsängste?
Genau. Das ist mein Ziel. Wer bei uns lernen will, soll keine Scheu haben, einen berühmten Solisten, Sänger, Dirigenten anzusprechen. Vielleicht biegt Pinchas Zukerman gerade um die Ecke oder Martha Argerich oder Anne Sofie von Otter oder Charles Dutoit. Es soll keine Barrieren geben. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt September/Oktober 2014
Rubrik: Im Focus, Seite 36
von Albrecht Thiemann
Dass der Tonträgermarkt sich gern an Jubiläen orientiert, um für seine Produkte ein möglichst großes Maß an Aufmerksamkeit zu nutzen, ist ein altbekanntes Phänomen. Eine Lied-CD, die zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs erscheint und Werke präsentiert, die überwiegend das Thema Krieg thematisieren, ist unter den Gedenkjahresangeboten allerdings eine...
Die Möwe schreit. Ein Hund bellt. Über die Frederiksborggade schnaufen die Kopenhagener Stadtbusse. Dazwischen der Duft von Fisch und Frittenfett. Vor der Torvehallerne, der Markthalle mit Restaurants und Cafés, blüht das Leben. Der Bahnhof Nørreport, wo sich Metro und Fernzüge kreuzen, ist keine hundert Meter weg. Und genau hier spielt die Musik: Man gibt «Manon»...
So gehört sich’s. Der Tenor unserer Tage singt nicht mehr aus Notenblättern oder Klavierauszügen, sondern er hat sie in seinem Tablet gespeichert. Er blättert nicht mehr, sondern er klickt. Er braucht sein Gepäck nicht unnötig zu belasten. Wenn er aufs Podium geht, liegt kein Papier auf seinem Notenpult, sondern ein kleiner, flacher Lesebildschirm. Michael Spyres,...