Die Schlange an ihrem Busen
Oper oder Oratorium? Das ist hier nicht die Frage. Die Fakten sind eindeutig. Und besagen, dass «Saul», uraufgeführt am 16. Januar 1739 im King’s Theatre am Haymarket zu London, ein geistliches, typisch englisches Oratorium ist, in dem Georg Friedrich Händel, wie schon bei «Esther», «Deborah» und «Athalia», auf ingeniöse Weise Merkmale der italienischen Seria mit denen des deutschen Passionsoratoriums, der mehrchörigen lateinischen Psalmvertonung und des englischen Anthems verschmilzt.
«Ariodante» hingegen, vier Jahre zuvor am Covent Garden Theatre ins Taufbecken getaucht, ist per definitionem ein Dramma per Musica, mithin eine klassische Opera seria. Übrigens eine der besten aus Händels florierender Komponistenwerkstatt.
So weit die formal-inhaltlichen Unterschiede. Hat man aber nun in der von eisiger Kälte mitgenommenen kakanischen Metropole diese beiden Stücke gesehen – «Saul» im Theater an der Wien, «Ariodante» an der Staatsoper –, ergibt sich ein interessanter Befund. Nicht die Oper erscheint hier, und das beinahe genuin, als die geeignetere Bühnenform: Es ist das Oratorium. Und das hat vielfältige Gründe.
Es fängt mit den Räumen an. Und mit den Räumen in den Räumen. Die ...
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Opernwelt April 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Jürgen Otten
alpha
01.04. – 20.15 Uhr
Günter Wand dirigiert Beethoven
Symphonie Nr. 6 F-Dur, op. 68 – «Pastorale»
NDR-Sinfonieorchester,Schleswig-Holstein Musik Festival 1994
08.04. – 20.15 Uhr
Concerto Köln spielt Händel
Suite für Orchester Nr. 1 F-Dur,
Vivaldi
Konzert für Oboe, Streicher und Basso continuo C-Dur,
Dall'Abaco
Concerto a più istrumenti
D-Dur op. 5
Schwetzinger SWR...
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Es gibt diese Geschichten. Geschichten, die so gehaltvoll ausgezirkelt, so zeitlos verrätselt sind, dass man sie immer wieder hören möchte. Wolfram von Eschenbachs große Erzählung über den Ritter Parzifal, der in die Welt hinauszog, um sich, seine Bestimmung und wohl auch das Glück zu suchen, ist so eine Geschichte.
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