«Die Angst ist immer, dass man ein Stück verraten hat, ohne es zu wollen»

Andrea Breth im Gespräch mit Kai Luehrs-Kaiser

Opernwelt - Logo

Frau Breth, «Wozzeck» war Ihre erste Opernregie in Berlin. Man kann sich nicht vorstellen, dass Sie deswegen nervös werden. Oder doch?
Stimmt, es ist mir relativ wurscht, wo ich inszeniere. Die Bedingungen müssen gut sein. Mich interessieren das Werk, der Dirigent und die Sänger. Das kann sonstwo sein.

«Wozzeck» ist ein einsames Meisterwerk. Vereinfacht das Ihre Arbeit?
Ich würde nicht sagen, dass «Wozzeck» schwerer ist als «Don Giovanni». Beides ist unerträglich schwierig. Ich habe immer Angst, dass ich dem, was geschrieben steht, nicht gerecht werde.

Leichter Sinn und frohes Schaffen: Das ist beides meist nicht dabei.

Muss man so tun, als ob jedes Werk ein Meisterwerk ist?
Absolut. In dem Moment, in dem man etwas für einfach hält, liegt man schon daneben. Sie müssen natürlich eins wissen: Ich mache keine Auftragsarbeiten. Ich mache nur dann eine Oper, wenn ich meine, damit wirklich etwas anfangen zu können. «Wozzeck» ist meine siebte Opernregie. Ich inszeniere überhaupt höchstens drei Stücke im Jahr. Und selbst da wird es schon gefährlich.

Müssen Sie bei der Oper stärker dosieren?
Ja. Schon dieses Vorbuchungssystem in der Oper ist ein Alptraum. Woher soll ich wissen, ob ich 2016 noch ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 19
von Kai Luehrs-Kaiser

Weitere Beiträge
Puccini-Theater, Puccini-Kintopp

Zwei Puccini-Inszenierungen aus New York und Amsterdam, die jetzt auf DVD vorliegen, bringen den Komponisten, der oft genug ans Rampen- oder Konzeptionstheater verraten wird, als einen der zentralen Musikdramatiker des frühen 20. Jahrhunderts zur Kenntlichkeit. Zwei Regisseure, die genau lesen können, haben ihre Hausaufgaben gründlich gemacht. Ungewöhnlich ist die...

Tagebücher von Verschollenen

Negativ sind die Zeichen in Franz Schuberts «Winterreise»: Ein Mädchen hat sein Eheversprechen gebrochen und offenbar einen materiell besser Situierten geheiratet; der tief Verletzte flieht in kalte winterliche Nacht. Der weitere Ablauf formt sich durch Reflexionen des Wanderers über Leben und Tod bis hin zum Nihilismus – Schuberts Tagebuch eines Verschollenen. Ist...

Je grausamer, desto schöner

Eine Story wie aus einem Boulevard-Blatt: Ein Haus steht zum Verkauf. Nadja, deren Eltern kürzlich verstorben sind, führt die Interessenten in Begleitung des Maklers Axel Freund durchs Haus. Als Nachbarn enthüllen, dass hier Blut geflossen ist – Nadjas Mutter erstach ihren Mann, bevor sie sich selbst das Leben nahm, denn Nadja «stand wohl dem Vater zu nah» –...