Deutsches Schicksal

Hanns Eislers Leben und Musik: Friederike Wißmann und Horst Weber besichtigen sie gründlich

Opernwelt - Logo

Zur bürgerlichen Kunst der Oper besaß Hanns Eisler, der «Komponist, Weltbürger, Revolutionär», wie ihn Friederike Wißmann im Untertitel ihrer Biografie nennt, ein kritisches Verhältnis: Der hochbegabte Schönberg-Schüler konnte Pathos und demonstrative Erhabenheit nicht ausstehen. Mit Ausnahme der (gescheiterten) Oper Johann Faustus spielte das Musiktheater bei ihm deshalb so gut wie keine Rolle. Stattdessen widmete sich Eisler lieber dem modernen Film, auf ingeniöse Weise der Filmmusik.



Die Stärke von Wißmanns Buch liegt darin, dass sie die stürmische Lebensgeschichte Eislers nicht mit rein biografischer Erzählweise einfängt, also nur mit Seitenblicken auf die Musik, sondern umgekehrt vorgeht, musikalische Schlüsselwerke des Komponisten in den Vordergrund rückt, um von dort zu den Stationen des Lebens, zumal der Zeitgeschichte, vorzudringen: Die vierzehn Kapitel sind nach Eisler-Werken benannt.

So prangt über dem Berlin-Kapitel zu den Dreißigerjahren der berühmte Filmtitel Kuhle Wampe. Deutlich wird im Verlauf des Buchs, was die Filmmusik Eisler verdankt, bis hin zu den Hollywood-Musiken mit Oscar-Nominierung (etwa Fritz Langs Film Hangmen Also Die) und dem gemeinsam mit Adorno ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2013
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 28
von Wolfgang Schreiber

Weitere Beiträge
Immer auf Linie

Vor ein paar Jahren fiel Marie-Nicole Lemieux in Glyndebourne auf, als sie die Mistress Quickly in Richard Jones’ Nachkriegs-England-Version von Verdis Falstaff zur umwerfenden Charakterstudie einer ältlichen Lehrerin und Pfadfinderführerin umformte. Doch die junge Kanadierin ist in vielen Stilen und Kostümen zu Hause, was sie mit ihrem Recital mit Arien und Szenen...

Crossover

Was die Festspiele in Bayreuth zum großen Jubiläum spielen, ist bekannt: vor allem einen neuen Ring (Kirill Petrenko, Frank Castorf); über die BF-Medien GmbH auch Wagners drei Frühwerke (in der Oberfrankenhalle). Was aber passiert sonst 2013 in Bayreuth? «Da steckt Wagner drin», lautet das Motto. Das Programm beginnt am 6. Januar mit einer von Mnozil Brass...

Ende gut, alles gut

Und Polen, das ist doch so weit», wundern sich die Goldacher Bürger. Das Publikum im Gerhart Hauptmann Theater grunzt belustigt, schließlich ist halb Görlitz polnisch. Bei der Wahl von Alexander Zemlinskys «musikalischer Komödie» Kleider machen Leute (1922) nach Gottfried Kellers Novelle hat Intendant und Regisseur Klaus Aarauner ein Stück mit Lokalbezug gefunden,...