Der Tod und das Mädchen
Der Anfang kündet schon vom Ende. Noch während der Ouvertüre zu «Roméo et Juliette» (von Evan Christ und dem Philharmonischen Orchester des Staatstheaters Cottbus in üppigen, regenwolkenschweren Klangfarben auf die imaginäre Leinwand gepinselt) hebt sich der Vorhang und gibt den Blick frei auf eine Beerdigungsszene. Die Familiengruft der Capulets. Es tritt hinein eine schwarz gewandete Trauergemeinde mit Regenschirmen (obwohl es gar nicht regnet).
In ihrer Mitte ein Trio fatale: der schwer schwankende Vater Capulet, blutleer sein vormals designierter Schwiegersohn, Graf Páris, tränenüberströmt Juliettes Amme Gertrude. In den Händen halten sie weiße Lilien: Blumen des Todes. Die Musik erzählt davon. Sie nimmt das Drama vorweg, allein die Bläserfanfaren sind von einer Wucht, die jeden niederschmettert. Dazu d-moll. Es ist die Tonart des Todes schon in Mozarts «Don Giovanni».
Allein der musikalischen Faktur wegen ist dieses Bild triftig. Zugleich präpariert es die Stimmung der folgenden drei Stunden, weist uns auf die eingeschlagene Richtung. Denn mögen auch einige Farbtupfer in die von (natürlich schwarzen) Säulen gesäumte Familiengruft (Ausstattung: Gundula Martin) hineinfallen, ...
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