Der König taumelt

Szymanowski: Król Roger am Theater Kiel

Was den Menschen fasziniert, sei es ein Naturwunder, außerirdische Phänomene oder (im günstigsten Fall) ein anderes Menschenkind, führt ihn meist über sich selbst hinaus. Faszination ist dann womöglich eine transzendentale Erfahrung, und vermutlich geschieht das, was Maurice Blanchot in einem philosophisch begründeten Satz zusammengefasst hat: «Wer auch immer fasziniert ist, von dem kann man sagen, dass er keinen realen Gegenstand wahrnimmt, keine reale Gestalt, denn was er sieht, gehört nicht der Welt der Realität an, sondern dem unbestimmten Milieu der Faszination.

» 

Roxane, der Gattin des (historisch verbürgten) sizilianischen Königs Roger II., widerfährt ein derartiges «Schicksal»: Sie erliegt der Aura eines Mannes, den sie in seiner wahren Gestalt (und Funktion) zunächst nicht erkennt, dessen Charisma sie aber dennoch instinktiv erspürt. Jener Hirte, der in ihres Mannes Königreich gekommen ist, um die Magie der Freiheit und der freudvollen Liebe zu verkünden, erzeugt bei ihr so große Wonnegefühle, dass sie alles um sich herum sträflich vernachlässigt, darunter auch den eigenen Gatten. Der wiederum begegnet dem Fremden mit dem Argwohn des angstbesessenen (Provinz-)Politikers; ...

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Opernwelt April 2023
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Jürgen Otten

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