Der alte Mann und das Meer

Britten: Peter Grimes an der Oper Leipzig

Opernwelt - Logo

Am wirkungsvollsten kommt der Chor zum Einsatz. Am Anfang ist die Menschenmenge das Meer selbst, ein schemenhaftes, ruhiges, aber unerbittliches Meer. Es schwappt im Halb-, im Dreivierteldunkel näher an den Bühnenrand, schwappt wieder zurück und speit schließlich Peter Grimes aus, der doch einer von ihnen ist, ein Mensch wie die anderen auch, der in der Inszenierung von Kay Link sogleich zum Ausgestoßenen wird.

Das ist so imposant, dass es nachher verblüfft, wie diese Inszenierung ausgerechnet über ein Zuviel an Meer stolpern wird, sich selbst klein machen wird, weil sie ihrer ersten Idee nicht traut: Dass man das Meer nicht eigens sehen muss, dass es ohnehin da ist, in allen, in allem – ein innerer Zustand des Kollektivs. Man kann dazu gehören, man kann davon mitgerissen werden, man kann darin untergehen, man kann wie eine Flaschenpost mit einer Welle an Land geworfen werden. Da steht er nun, Peter Grimes, in Leipzig der eindrucksvolle Darsteller und farbenreiche Tenor Brenden Gunnell – dass er, durchaus zum Heldischen befähigt, an seine Grenzen kommt, belegt, was für eine große Partie Britten da geschrieben hat.

«Peter Grimes» war noch nie an der Oper Leipzig zu sehen. Ein ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2023
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Judith von Sternburg

Weitere Beiträge
Personalien, Meldungen 7/23

JUBILARE

Am 15. Juli 1943 kam in der kleinen italienischen Gemeinde Pretoro (Provinz Chieti) Maria Pellegrini zur Welt. 1958 emigrierte ihre Familie nach Kanada. In Toronto und London studierte Pellegrini Gesang und feierte 1963 an der Canadian Opera Company ihr Bühnendebüt. In den folgenden Jahren sang sie am dem Haus in Toronto unter anderem die Annina in...

Aus der Mitte entspringt ein Fluss

Kaija Saariaho kam am 14. Oktober 1952 in Helsinki zur Welt. Wie alle später europa- und weltweit bekannt gewordenen Musikerinnen und Musiker Finnlands studierte sie an der Sibelius-Akademie ihrer Geburtsstadt (in ihrem Fall: Komposition). Doch von dem konservativen Klima in der gerühmten Akademie war die junge Saariaho ganz und gar nicht begeistert. Deshalb...

Frauenliebe und -leben

Welch süße Freude, Göttin / entzündest du in unserer Brust. / Konnte der gütige Himmel mehr für uns tun? / Welch süße Freude, Göttin!» Einander nachsingend, dann gleichzeitig ihre Stimmen ineinanderschlingend danken die jungen Liebenden Hyllo und Iole am Schluss von Antonia Bembos «L’Ercole Amante» der Göttin Giunone für das gute Ende einer ungut begonnenen...