Das Weinbergprinzip

Hamburg feiert die nach zehn Jahren Bauzeit endlich betriebsbereite Elbphilharmonie

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Die Elbphilharmonie in Hamburg, dort wo die Stadt am meisten sie selbst ist, mitten im Hafen, angrenzend an die historische Speicherstadt, ist ein aus Stein, Stahl und Glas gefügtes Paradox. Hätte man anfangs gewusst, wie teuer der Bau nun geworden ist (866 Millionen Euro), er wäre nie in Angriff genommen worden. Von der Grundsteinlegung 2007 bis zur Schlüsselübergabe im Oktober 2016 schien er allein Inbegriff des Versagens öffentlichen Bauens zu sein (siehe OW Jahrbuch «Oper 2016»).

Doch seit der Freigabe der für Jedermann zugänglichen Plaza und der Außenterrasse im achten Stock am 4. November verblasst dieser «Ruhm» beinahe rasend: wie kollektiv besoffen erschienen die Architekturbesprechungen, nachdem ein Blick in den großen und kleinen Konzertsaal geworfen werden durfte, in die Kaistudios, die für Kinder- und Jugendarbeit vorgesehen sind.

Der signethafte Wellenkristall auf dem alten Kakaospeicher scheint sich im Inneren, in der vielfach durch Treppen gegliederten Raumfolge, die an das Organische eines Muschelgehäuses erinnert, ohne freilich labyrinthische Ohnmachtsgefühle auszulösen, zu verflüssigen. «Selbstidentität» heißt das in der Sprache der Architekten ...

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Opernwelt Januar 2017
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Götz Thieme

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