Bitte nicht stören!

Berlin: Komische Oper: Poulenc: Gespräche der Karmelitinnen

Opernwelt - Logo

Der erwartete und von manchem erhoffte Skandal blieb aus. Der katalanische Regie-Berserker Calixto Bieito ist wohl zu sehr Katholik, um sich an einem Werk wie den «Gesprächen der Karmelitinnen» zu versündigen. Mit einer gewissen Demut nähert er sich dem Stück, das er sich für seine vierte Inszenierung an der Komischen Oper selbst ausgesucht hat. Er legt es zunächst wie ein szenisches Oratorium an, in eher zögerlichen Schritten entsteht Theater. Das Kloster ist für ihn Metapher für den Körper, in dem wir eingeschlossen sind.

Das Einheitsbühnenbild von Rebecca Ringst ist ein Baugerüst, in dem 48 in vier vierstöckigen Reihen angeordnete Eisenbetten stehen. Die Nonnen tragen Alltagskleidung. Es gibt keine Hinweise auf die historische Zeit der Handlung. 

Solche Abstrahierung und Stilisierung tut dem Stück gut und erleichtert denjenigen Zuschauern, die mit Religion nicht viel anzufangen wissen, den Zugang zu der Geschichte, in der die inneren Handlungen wichtiger sind als die äußeren, in der es auch weniger um den Glauben geht als um die Angst («Die begnadete Angst» ist der deutsche Titel des zugrunde liegenden Romans von Georges Bernanos). Auch in der Personenführung hat sich Bieito ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2011
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Ekkehard Pluta

Weitere Beiträge
Gut gemeint reicht nicht

«Amerika, du hast es besser», schwärmte schon Goethe. Voltaire hätte das ebenso bestritten wie Leonard Bernstein, der aus dessen «Candide» ein – ja, was eigentlich machte? Ein Musical? Eine Revue? Ein Lustspiel mit Musik? Als «comic operetta» wollte er die Satire auf die Leibniz’sche These verstanden wissen, dass das ganze Menschenglück auf Erden zu finden sei....

Schlag nach bei Shakespeare


Das Timing hätte nicht besser sein können: Zeitgleich zu seiner Ausrufung als Nachfolger des 2012 nach Innsbruck wechselnden Pfalztheater-Intendanten Johannes Reitmeier konnte Operndirektor Urs Häberli als Regisseur mit der «Feenkönigin» einen rauschenden Erfolg einfahren. Die Ovationen waren aber nicht nur ein Vorschuss auf die erhoffte Fortsetzung des...

Fremd sind wir uns selbst

Kann man dem Mythos von Medea, der über Jahrhunderte immer wieder musikalisch gedeutet wurde, noch eine eigene Lesart abgewinnen? Die Stuttgarter Uraufführung «Fremd» gibt als Antwort ein überraschend eindeutiges Ja. Hans Thomalla hat mit Grillparzers Trilogie «Das goldene Vließ» denselben Ausgangspunkt gewählt wie Aribert Reimann 2010 und schreibt – in der...