Augen zu, Ohren auf
Schnee liegt im Winter auf den Bergen rund um Erl, Schnee liegt auch auf der Bühne der Tiroler Festspiele, inmitten von allerlei brüchigem Mobiliar. Die kosmische Ordnung ist zertrümmert, der Frühling kehrt nicht wieder – so erzählt es Nikolai Rimski-Korsakow in «Snegurotschka», seit Mutter Frühling und Väterchen Frost miteinander das titelgebende «Schneeflöckchen» gezeugt haben. Eher nach der Mutter kommend, will es zu den Menschen, an die Sonne, auch wenn das für ein Schneeflöckchen naturgemäß Gefahr bedeutet...
Mit der Bearbeitung des gleichnamigen Märchendramas von Alexander Ostrowski folgte Rimski-Korsakow laut eigener Auskunft der «Neigung zu altrussischen Gebräuchen und zum heidnischen Pantheismus». Die Partitur verblendet vogelzwitschernde Naturmystik mit avancierter Harmonik und Rhythmik, Volksmusikalisches und Kirchentonales mit einer gänzlich unwagnerianischen Leitmotivtechnik, Genrevolksszenen wie das Austreiben des Winters in der Butterwoche mit der raffinierten Instrumentation, für die Rimski-Korsakow zu Recht berühmt ist – alles unter dem Primat eines epischen Erzählens, das es mit Strichen und zwei Pausen in Erl auf viereinviertel Stunden bringt (Dass ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Michael Stallknecht
Es ist außerordentlich vorteilhaft, wenn ein Opernhaus über eine hauseigene Barock-Combo verfügt, um Werke «Alter Musik» aufzuführen. Das Opernhaus Zürich hat das Orchestra La Scintilla, das, auf historischen Instrumenten, den Begriff eigentlich herrlich konterkariert: Nichts ist da alt, sondern alles umwerfend frisch. Und somit ein großes Vergnügen, es mit Rameaus...
In Teilen Moskaus herrscht Grabesstimmung. Die Musiktheaterszene der russischen Hauptstadt mag sich auch wenige Wochen nach der Entscheidung kaum mit dem Gedanken abfinden, dass der schier allgegenwärtige Valery Gergiev nicht nur Generaldirektor des Bolschoi-Theaters, sondern fast zwangsläufig auch Co-Vorsitzender des Vorstands der russischen Theaterunion geworden...
Dass Stéphane Lissner Ende des vergangenen Jahres ein Opera Award für gute Führungsqualitäten verliehen wurde, konnte man durchaus als ironische Pointe verstehen. Schließlich hatte der Intendant des Teatro San Carlo vor Gericht um seinen Job kämpfen müssen, nachdem er durch ein Dekret der italienischen Regierung zuvor aus dem Amt getrieben worden war. Dabei lässt...