Im Schattenreich
Dass Stéphane Lissner Ende des vergangenen Jahres ein Opera Award für gute Führungsqualitäten verliehen wurde, konnte man durchaus als ironische Pointe verstehen. Schließlich hatte der Intendant des Teatro San Carlo vor Gericht um seinen Job kämpfen müssen, nachdem er durch ein Dekret der italienischen Regierung zuvor aus dem Amt getrieben worden war. Dabei lässt sich kaum bestreiten, dass der Kulturmanager einem der ältesten Theater Italiens frischen Wind verliehen hat – was sich bei der Saisoneröffnung zur jüngsten Spielzeit bestätigte.
Für Puccinis «Turandot» hat Lissner den in Deutschland etablierten, in Italien hingegen noch weitgehend unbekannten russischen Regisseur Vasily Barkhatov engagiert. Ein Schock für das an Chinoiserien gewöhnte neapolitanische Publikum ist bereits das Bühnenbild, das an die Ruine der toskanischen Abtei San Galgano erinnert. Zu Beginn zeigt ein Video die Beerdigung von Calafs Vater Timur, danach eine Autofahrt von Turandot und Calaf. Barkhatov begreift sie als modernes Paar in einer Krise, die erst von einem knapp verhinderten Autounfall gelöst wird: Von jetzt auf gleich werden die beiden voneinander getrennt, um sich später in der Phantasmagorie ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Guy Cherqui
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Pergolesis heiteres Intermezzo «La serva padrona» schlug 1752 in Paris wie eine Bombe ein. Die davon ausgelöste «Querelle des bouffons», bei der es um die von Rousseau aufgeworfene Frage ging, ob man die französische Sprache überhaupt vertonen und singen könne, hielt das intellektuelle Paris in Atem. Es blieb einem Italiener, dem aus Parma kommenden Egidio Duni...