Das Bergvolk ruft

Die Burjatische Oper gastiert in Moskau mit einer echten Rarität – Vano Muradelis

Opernwelt - Logo

In Teilen Moskaus herrscht Grabesstimmung. Die Musiktheaterszene der russischen Hauptstadt mag sich auch wenige Wochen nach der Entscheidung kaum mit dem Gedanken abfinden, dass der schier allgegenwärtige Valery Gergiev nicht nur Generaldirektor des Bolschoi-Theaters, sondern fast zwangsläufig auch Co-Vorsitzender des Vorstands der russischen Theaterunion geworden ist. Seine Macht ist seither fast allgewaltig.

Von Macht und Machtmissbrauch erzählt in gewisser Weise auch die 1946 entstandene Oper «Große Freundschaft» des georgischen Komponisten Vano Muradeli, eines konsequenten Anhängers des sozialistischen Realismus. In der damaligen Sowjetunion war das Stück dreimal am Bolschoi-Theater zu sehen. 1948, nach Stalins Besuch der dritten Aufführung, wurde es verboten. Und spätestens nach der Resolution zum Kampf gegen den Formalismus (in der auch Prokofjew und Schostakowitsch erwähnt wurden) versuchte niemand mehr, die «Ehre» von Muradelis Meisterwerk wiederherzustellen.

Warum verbot Stalin die Oper? Ging es darin wirklich um den Kampf gegen den Formalismus? Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass die Hauptfigur ein Ingusche ist und dass es sich bei der «großen Freundschaft» um die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Alexej Parin

Weitere Beiträge
Wunderbar wandelbar

Weder Musik, in der man schwimmt, noch Musik, auf der man tanzt – MUSIK, AUF DER MAN GEHT» forderte Jean Cocteau 1918 in seinem Manifest «Le coq et l’arlequin», das sich die jungen Komponisten der Pariser Groupe des Six um Darius Milhaud, Arthur Honegger und Francis Poulenc zu eigen machten. Ihr schnörkelloser, jede Emotion verweigernder Anti-Impressionismus sagte...

«Gute Kunst ist immer aktuell»

Herr Gerhaher, der Bühnenverein hat vor einiger Zeit mitgeteilt, dass Theater und Konzertsäle über 80 Prozent Auslastung melden, manche Häuser sprechen sogar von weit über 90 Prozent. Ist die Krise ist überwunden?
So etwas hört man. Die Frage ist nur, wie belastbar diese Zahlen sind. Es könnte ja auch bedeuten, dass viele kommen – aber manche nicht zahlen müssen....

Des Rätsels Ende

Was hat man nicht alles versucht für den Schluss von Puccinis letzter, unvollendeter Oper, in berechtigter Unzufriedenheit über das ruppig kurze Schlussduett von Franco Alfano? Ihn neu komponieren zu lassen von Luciano Berio, dessen stilistische Gratwanderung (2002) auch nicht recht befriedigen wollte; ihn, was in jüngerer Zeit häufiger probiert wurde, ganz...