Matthias Henke, Sara Beimdieke (Hrsg.): Das Wohnzimmer als Loge – Königshausen & Neumann, Würzburg 2016. 236 Seiten; 38 Euro.
Auf dem Schirm
Besonders früh musste Elisabeth Schwarzkopf nicht aufstehen. Zwar war die junge Sopranistin im Jahr 1940 die «Frühbesetzung» in «Der Liebling des Kalifen» (nach Karl Maria von Webers «Abu Hassan»), der ersten in Deutschland speziell fürs Fernsehen produzierten Oper. Doch ging die erste Live-Ausstrahlung erst ab 15 Uhr über die damals noch spärlich vorhandenen Bildschirme. Die zweite mit Genia Hajduk folgte um 18 Uhr, die Beginnzeiten waren der Kriegsverdunkelung geschuldet.
Dass die speziell fürs TV konfektionierte Oper in Deutschland also bereits über ein dreiviertel Jahrhundert alt ist, erfährt man von Knut Hickethier in dessen Beitrag «Fernsehspiel und Fernsehoper – Von der Bühne zum Studio» im Sammelband «Das Wohnzimmer als Loge/Von der Fernsehoper zum medialen Musiktheater», der ein Symposion der Universität Siegen aus dem Jahr 2012 protokolliert. Die Beiträge beschäftigen sich vorrangig mit Werken, die speziell für dieses Medium geschaffen wurden und nicht mit «Oper im Fernsehen» als TV-Übertragung von Bühnenproduktionen verwechselt werden sollten. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang die Aussage des Komponisten Paul Angerer, der mit «Passkontrolle» 1959 ein wichtiges ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Gerhard Persché
«Freudlos, ein allgemeines Jammern, das sich als Unterhaltung gibt», befand der Kritiker Brooks Atkinson dem Kurt-Weill-Biografen Ronald Sanders zufolge über die Uraufführung des Vaudeville «Love Life» 1948 in New York. Tatsächlich verschwand das Stück, eine Mischung aus Musical und Nummernrevue, nach 252 Vorstellungen in der Versenkung. Ein Streik der Tontechniker...
Vermutlich spielt sich das Ganze, wie die Regisseurin Tina Lanik es sich ausgedacht hat, in Tatjanas Kopf ab. Eine Leseratte, die bebrillte Nase dauernd in Büchern. Und durch ihr Leserattenzimmer, das Jens Kilian als riesigen Holzkubus gebaut hat, sind Wäscheleinen gespannt, an denen beschriebene Blätter hängen: Wer so viel liest, will auch schreiben, womöglich...
Manchmal genügen, damit sich Glücksfalten auf die Stirn legen, fünfeinhalb Weltminuten. Und eine Sängerin, die sich für diese Augenblicke alles aufgehoben zu haben scheint: die einsam hohe Kunst der cremigen Phrasierung, hell-licht schwebende Spitzentöne, glühende Piani, gutturale Versenkung in vorgeformte Abgründe. Es ist das dritte Bild in Umberto Giordanos...
