Apropos... Spitzentöne
Frau Takala, es ist frühmorgens um sieben, die Met ruft an und bittet Sie, am selben Abend die Königin der Nacht zu singen. Sagen Sie zu?
Ich könnte das machen, aber vielleicht nicht in New York; der Flug ist zu lang. In München hingegen wäre es denkbar. Grundsätzlich hängt meine Entscheidung davon ab, welche Partien ich parallel singe. Ist es beispielsweise etwas viel Tieferliegendes, würde ich länger überlegen, ob das gut für mich ist.
Nehmen wir Gilda: Ginge das?
Eine «Rigoletto»-Vorstellung am Tag zuvor wäre zu riskant.
Gilda liegt zwar ebenfalls hoch, aber es ist Verdi und eine dramatischere Rolle, ein ganz anderer Stil als Mozart. Da würde ich vielleicht Nein sagen.
Die Königin der Nacht reicht bis zum dreigestrichenen F, Olympia in Offenbachs «Contes d’Hoffmann» bis zum Es, das «Entführungs»-Blondchen bis zum E. Wann haben Sie gemerkt, dass es Ihnen relativ leicht fällt, so hoch hinaufzufliegen?
Sehr früh! Ich hatte immer eine leichte natürliche Höhe und kam recht problemlos bis zum dreigestrichenen Fis. Deswegen sang ich im Chor immer den ersten Sopran.
Hat das Chorsingen Sie ermutigt, eine Solokarriere zu starten?
Ich habe im Alter von fünf Jahren mit der Violine ...
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Opernwelt Mai 2019
Rubrik: Magazin, Seite 79
von Jürgen Otten
Ein niedliches Dorf nistet zwischen grünen Hügeln, die Häuschen dicht an die Kirche geschmiegt. In Anthony McDonalds «Werther»-Inszenierung sorgt der durchscheinende Prospekt im Portal vor jedem Aktbeginn für Kontext: ein Ort so wohlgeordnet, so hell und überschaubar, dass heimliche Liebe unmöglich ungesehen bleiben kann. In dieses Bild wird das Haus des Amtmanns...
Am Ende, als die Kinder erdolcht sind, das Feuer erloschen, steht sie wieder alleine da: die Ausgestoßene. Selten war das Schwarz der Hinterbühne so erbarmungslos und leer wie in den letzten Takten dieser «Medea» am Essener Aalto-Theater: «Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.»
Die antike Sage erzählt von der Flucht Jasons und Medeas, des griechischen...
Im Anfang ist die wortlose Wollust. Aber sie ist, trotz der versöhnlich dahinströmenden Klänge im Graben, falsch: einseitig, dominant, unnachgiebig. Ein alter Mann beugt sich an einem schlichten Küchentisch über eine viel zu junge, nur mit einer bordeauxroten Bluse bekleidete Frau, bügelt die Wehrlose brachial platt, spreizt ihre Beine und dringt mechanisch auf...
