Alter liebt Jugend

Dass dergleichen für Männer wie Frauen gelten kann, zeigen die Opern «Don Pasquale» und «Roberto Devereux». Beim Donizetti-Opernfestival in Bergamo waren sie zu erleben, beeindruckend gesungen – szenisch bleiben Wünsche offen

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Noch bevor ich eine Aufführung sehen konnte, sprachen mich Leute auf diesen «Don Pasquale» an. Eine junge Sopranistin aus der Akademie des Festivals habe alle anderen an die Wand gesungen, großartige Entdeckung! Die Regisseurin habe mit ihren Einfällen die Bühne überladen. Außerdem war der intrikate Einwand zu vernehmen, die von der anderen Seite der Alpen stammende Regisseurin Amélie Niermeyer habe die italienische Essenz des Operntextes nicht verstanden.

Einwände der letzten Art hört man im gegenwärtigen Italien öfter.

In der Filmkritik etwa gibt es die Klage, Filme mit italienischen Sujets würden mit amerikanischen Schauspielern besetzt – die könnten nicht verkörpern, worum es eigentlich gehe. Aber sollte eine Regisseurin, die mit Da Ponte und Hofmannsthal groß geworden ist, ein Libretto von Giovanni Ruffini vom Anfang der 1840er-Jahre nicht auch entziffern können? Und ist eine «italienische Essenz» überhaupt so wichtig, ist Interpretation nicht interessanter? Hat der Künstlerische Leiter, Francesco Micheli, das Donizetti Opera Festival nicht als «europäisch» bezeichnet? In der Tat scheint Niermeyer nicht von Worten auszugehen. Sie schafft einen Raum: den schicken, auf ein ...

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Opernwelt Januar 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Klaus Georg Koch

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