Alles Gute kommt von unten
Neue Oper – in den USA erlebt sie einen wahren Boom. Längst bringen Uraufführungen auch Kassenerfolge. Komponisten wie Jake Heggie, John Corigliano, Mark Adamo oder Kevin Puts sorgen für volle Häuser. Mit bekannten (Film-)Stoffen und einer tonal verankerten Musik, die in der avantgardegeprüften Alten Welt ziemlich alt wirkt. Antimoderner Reflex? Kotau vor dem Kommerz? Oder Vorschein einer genuin amerikanischen Hybridform aus «high» und «low»? Der Sänger und Autor Christopher Gillett hat sich für uns umgehört.
An einem kalten Januarabend im Jahr 1962 lud Präsident John F.
Kennedy im Weißen Haus zum Dinner. Das Abendessen fand statt zu Ehren eines der bedeutendsten Vertreter der Moderne: Igor Strawinsky. Zu diesem Zeitpunkt war Arnold Schönberg – wie Strawinsky im Besitz der amerikanischen Staatsbürgerschaft – schon seit elf Jahren tot. Die Edition Peters hatte mit der Herausgabe der Werke von John Cage begonnen. Milton Babbitt experimentierte mit elektronischen Klängen, und Elliott Carter war gut zur Hälfte mit seinen Streichquartetten durch, lehrte außerdem bereits in Yale.
Schnitt. Ein halbes Jahrhundert später ist im Wall Street Journal zu lesen, Jake Heggie sei «der wohl ...
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Opernwelt Jahrbuch 2015
Rubrik: Gershwins Erben?, Seite 64
von Christopher Gillett
Demos, Kundgebungen, Aktionstage, Diskussionen: Der Unmut über das Freihandelsabkommen TTIP ist groß. Es ist ein Protest ins Ungewisse: Er richtet sich gegen etwas, von dem niemand genau weiß, was es sein wird. Sicher ist bloß, dass TTIP kommen wird. Für die Wirtschaft ist die Angleichung der europäischen und amerikanischen Märkte gewiss ein Gewinn, für die...
Wenige haben den Diskurs über Oper und Musiktheater heute während der letzten drei Jahrzehnte stärker geprägt als er. Mit Adorno, Heidegger und Derrida im Hinterkopf, begriff Klaus Zehelein künstlerisches Handeln stets als reflektierte Auseinandersetzung mit der Gegenwart des Vergangenen und der Geschichtlichkeit des Gegenwärtigen. Angefangen hat er als junger...
Etwas vom Besten, was Pascal Dusapin der Welt geschenkt hat, ist seine Klanginstallation «Mille plateaux», die 2014 bei den Donaueschinger Musiktagen vorgeführt wurde. Wer dieses audiovisuelle Kunstwerk aufsuchen wollte, musste eine Art Licht-Schleuse passieren und gelangte dann in einen rabenschwarzen Raum, wo ihn das Brausen eines mal stärkeren, mal schwächeren...
