Ach wie flüchtig
Der gestürzte und wiedererhöhte Nebucadnezar, König zu Babylon, unter dem großen Propheten Daniel» – so lautet der originale Titel von Reinhard Keisers Oper aus dem Jahr 1704, mit der das Theater Heidelberg nun sein winterliches Barockfest im Schwetzinger Rokokotheater eröffnete. Wer ein religionspolitisches Lehrstück befürchtete, sah sich angenehm enttäuscht.
Zwar bildete der alttestamentarische Bericht über den babylonischen König Nebukadnezar, den Gott für seine Frevel mit Träumen bestraft, die ihn in den Wahnsinn stürzen, auch für Keisers Textdichter Christian Friedrich Hunold den Ausgangspunkt und gewinnt er daraus bis zur endlichen Bekehrung des Königs durch den Propheten Daniel wirksame Handlungsmomente. Um die Unterhaltungsbedürfnisse des bürgerlichen Publikums der Hamburger Oper am Gänsemarkt zu befriedigen, überlagerte er den biblischen Stoff jedoch mit einer intrigenreichen Sex-and-Crime-Story, die – zumindest in der aktuellen gekürzten Schwetzinger Fassung – für ein glückliches Ende sorgt, dabei aber ihren eigenen Ernst gewinnt.
Bis zur Pause allerdings zeigt Regisseur Felix Schrödinger eine Telenovela aus dem Gangstermilieu. Im Zentrum des abstrakten, violett ...
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Opernwelt Januar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Uwe Schweikert
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