
Zwischen den Zeiten
«Mich nanntest du noch Wolf-Siegfried, mit deinen Töchtern Nike und Daphne warst du dann schon bei den alten Griechen.» Es ist Wieland Wagners Sohn, der diese Worte an seinen Vater richtet. Launige, hintergründige Worte, die beim Festakt auf den Punkt bringen, worum es geht. Wolf-Siegfried Wagner ist 1943 geboren. Da hat sein Vater die Bühnenbilder der Kriegs- und Propagandafestspiele entworfen und konnte es kaum erwarten, als erstgeborener Enkel Richard Wagners nach dem «Endsieg» das Bayreuther Erbe zu übernehmen.
Zu «Onkel Wolf», wie die Wahnfried-Kinder den «Führer» nannten, hatte er einen direkten Draht. Dass derselbe Wieland, der in der Nazi-Zeit gegen die damalige moderate Moderne von Heinz Tietjen und Emil Preetorius intrigierte, ab 1951 mit Lichträumen und leerer Bühne für eine szenische Revolution sorgte, ist die ästhetische Kehrseite der politischen Wende. Die Antike bot sich als neuer Bezugspunkt an. «Weg vom Wagner-Kult, hin zum kultischen Theater», hieß Wielands Devise. Und aus Hitlers Hoffnungsträger wurde ein linker Freigeist, der die Adenauer-Republik verachtete und doch brauchte, um sein «Neues Bayreuth» positionieren zu können.
Eine künstlerisch wie privat ...
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Opernwelt September/Oktober 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 15
von Stephan Mösch
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