Zurück in die Zukunft
Am Hof des greisen Kaisers Altoum und seiner kinderlosen Tochter Turandot werden die archaischen Rituale eines geschlossenen Systems praktiziert. Das wird vor tausend Jahren so gewesen sein wie vor zehntausend. Und in der Zukunft? Die Praktiken, mit denen die Prinzessin all die Bewerber um ihre Gunst mit unlösbaren Rätselfragen abfertigt, sind martialisch. Sie finden allesamt an einem symbolischen Ort in der Bühnenmitte statt, einer Mischung aus mosaischem Opferstein, Wagner’schem Brünnhildenfelsen und utopischem Brautbett.
Jüngstes Opfer ist der Prinz von Persien, den die gefühlsvereiste Thronfolgerin laut Libretto köpfen lässt. Am Grand Théâtre de Genève erniedrigt sie den erfolglosen Bewerber schon vorab – sie lässt ihn kastrieren.
Diesen für die Männlichkeit einschneidenden Vorgang muss der Regisseur nicht in blutigem Realismus vorführen: Daniel Kramer stilisiert den Schrecken, indem den Herren ein üppiges, pflanzenähnliches Gemächt entfernt wird. Schließlich befinden wir uns mit Puccinis «Turandot» im Märchenland zur Märchenzeit. Die Geschichte haben die Autoren der diversen Versionen zwar aus der jeweiligen Perspektive ihrer eigenen Kultur gelesen. Doch haben sie keine ...
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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Peter Krause
Dieser Märzabend des Jahres 1864 stand wahrlich unter keinem günstigen Stern: Die Uraufführung von Charles Gounods Oper «Mireille» im Pariser Théâtre-Lyrique fiel durch. Angekreidet wurde dem Komponisten und seinem Textdichter Michel Carré insbesondere, dass das (auf Frédéric Mistrals provenzalisches Poem «Mirèio» zurückgehende) Sujet fürchterlich abgeschmackt sei;...
Es ist das Licht. Anders ist es. Heller. Eindringlicher. Freundlicher. Und: strahlender. Wer nur einmal im hohen Norden Europas, sei es in Finnland, Schweden oder Norwegen (wenn nicht gar auf Island, diesem archaischen Zauberreich von Shakespeares Gnaden), eine Mittsommernacht erlebt hat, der weiß, was damit gemeint ist. Dieses Licht leuchtet durch das Dunkel...
arte
07.08. – 17.05 Uhr Mahler: Symphonie Nr. 6 «Die mit dem Hammer!» (Und Andris Nelsons am Pult der Wiener Philharmoniker. Ein Mitschnitt von den Salzburger Festspielen 2020). In seiner 6. Symphonie orientiert sich Mahler, nach seiner eher freien Handhabung der Symphonieform in den Werken davor, wieder stark am klassischen symphonischen Formmodell – es gibt nur...
