Zurück in die Zukunft

Serge Dorny präsentiert in Lyon ein ambitioniertes Britten-Festival und animierende Pläne

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Kunst gehört uns nicht. «Wir müssen sie immer wieder neu verdienen», sagt Serge Dorny. Draußen donnert es, als wollte der Himmel ein Ausrufezeichen setzen. Aber kein Gewitter naht; vielmehr rumoren einige Harleys am Café vorbei. Später sehen wir sie in der Nähe der Opéra abgestellt. Unter den Arkaden des Opernhauses, das dank des Architekten Jean Nouvel Gestern und Heute attraktiv vereint, zeigen wie immer Breakdancer ihre Kunst. Anderswo hätte man sie wahrscheinlich längst aus den heil’gen Hallen vertrieben.

Doch die gelenkigen Burschen reduzieren allein durch ihre Anwesenheit die berüchtigte Schwellenangst, integrieren das Haus auf ihre Weise als kultursoziologisches Zentrum ins Stadtgeschehen.

Schon deshalb sind sie Dorny willkommen. Denn sein Theater soll eben kein Tempel sein. Er will nicht Nekrophilie betreiben, Oper keinesfalls bloß als, wie man in Wien sagen würde, «schöne Leich’» anbieten. Womit er sich nicht nur Freunde macht. Was er auch in Dresden erfahren musste, wo er mit seinen – überfälligen – Erneuerungsplänen scheiterte, eher er sie umsetzen konnte; nicht zuletzt, um nicht zu sagen: vor allem wegen der Differenzen zu Christian Thielemann. Von der Bühne ist das ...

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Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Gerhard Persché

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