Zauber der Macht
Mozarts «Ascanio in Alba» fristet im gängigen Opernrepertoire eher ein Nischendasein. Bei der Frankfurter Erstaufführung erstrahlt das Bühnenwerk aus der Feder des 15-jährigen Komponisten in zeitgemäßem Design. Regisseurin Nina Brazier und Bühnenbildner Christoph Fischer siedeln die von Kaiserin Maria Theresia für die Hochzeitsfeierlichkeiten eines Sohnes in Auftrag gegebene Festa teatrale im spätmodernen Ambiente einer Stadtentwicklungsfirma an, was sich als Anspielung auf eine alte Habsburger Praktik lesen lässt: Landnahme durch Heirat.
Eine zitronengelbe Halbkugel, die bis unter das Dach des Bockenheimer Depots reicht, dominiert die Bühne – eine wuchtige Zentrale der Macht.
Aus dem Imperium mit der protzigen Balustrade und den getönten Fenstern (hinter denen eine verschwommene arkadische Landschaft aufscheint) gibt es kein Entkommen. Hier regiert Mutter Venus (Kateryna Kasper), die als despotische Chefin im königsblauen Businesskostüm die Fäden zieht. An ihr kommt keiner vorbei, das signalisieren schon die majestätischen Schulterpolster. Auch sängerisch lässt sich Venus ihre mit feurigen Koloraturen und prachtvollem Volumen unterstrichene hohe Stellung nicht streitig machen. ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Silvia Adler
Seiner großen, noch dazu unerfüllten und verbotenen Liebe ein noch größeres Denkmal zu setzen, wagte Richard Wagner mit «Tristan und Isolde». Doch das Gigantische und Grenzensprengende der «Handlung in drei Aufzügen» brachte Proben und Aufführungen an den Rand des Scheiterns: Als unspielbar galt der Orchesterpart, der Dissonanzspannungen auftürmt und emanzipiert,...
Schräg hinterhalb des Musentempels, in der Via Brera, gibt es das i-Tüpfelchen für den Abend zu kaufen. Wer will, kann sich zur Serata Inaugurale mit dem ultimativen Divenduft einstäuben, «The Merchant of Venice», ein versteckter Laden, bietet «Maria Callas – Eau de Parfum» an. Ansonsten feiert Mailand den 100. Geburtstag der Unerreichbaren mit zwei Ausstellungen...
In Teilen Moskaus herrscht Grabesstimmung. Die Musiktheaterszene der russischen Hauptstadt mag sich auch wenige Wochen nach der Entscheidung kaum mit dem Gedanken abfinden, dass der schier allgegenwärtige Valery Gergiev nicht nur Generaldirektor des Bolschoi-Theaters, sondern fast zwangsläufig auch Co-Vorsitzender des Vorstands der russischen Theaterunion geworden...