Zahnlos
Die Tonart verheißt nichts Gutes. As-Moll, das erinnert weniger an Frühsommerduft als vielmehr an Trübsal, Tristesse und Tragik. Eben die herrscht nun hörbar auch im karg möblierten Schlafzimmer des Kollegienassessors Kowaljow: Schluchzende Glissandi der Posaunen, Violinen, Oboen und Klarinetten dominieren dieses Adagio, ja selbst die Harfe seufzt, und das ist ja fürwahr kein Wunder: Platon Kusmitsch hat sein Riechorgan verloren. Schwupps, weg ist es. Eine Katastrophe, die ihn beinahe in den Wahnsinn treibt.
Und Schostakowitsch zu einem seiner berühmt-berüchtigten musikantischen Galopprennen animierte, die, nach scharfer enharmonischer Verwechslung, mit Hilfe von Xylofon, Trompeten, Geigen und einer Balalaika in ein gewaltiges Tohuwabohu mündet.
Nur: Man hört davon kaum etwas in der Hamburgischen Staatsoper. Matt und müde klingt das Orchester, nicht nur an dieser Stelle. Schon die Ouvertüre besitzt kaum die nötigen grell-scharfen Konturen; wie ein netter Abendspaziergang wirkt diese eigentlich forsch-freche Marschparodie, mit welcher der Geniestreich des jungen Komponisten anhebt. Zwei Möglichkeiten: Entweder hat es sich Kent Nagano zum Ziel gesetzt, der Musik die Zähne zu ...
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Opernwelt November 2019
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Jürgen Otten
JUBILARE
Ute Trekel-Burckhardt wurde im sächsischen Pirna geboren. Sie nahm zunächst Klavier- und Geigenunterricht und studierte nach dem Abitur Gesang an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. 1963 debütierte die Mezzosopranistin als Page in Strauss’ «Salome» in einer Inszenierung von Götz Friedrich an der Komischen Oper Berlin, der sie lange verbunden...
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Nanu! Ist das nicht Michel Houellebecq? Dieser schmächtige Typ mit strähnigem Haar, der da rauchend im Bett liegt? Der dann sturzbetrunken zur Badewanne torkelt, um sich die Fußnägel zu lackieren?
Ja, zweifellos, er ist es. Der französische Kultautor ist in Elisabeth Stöpplers Inszenierung von Offenbachs letzter Oper «Les contes d’ Hoffmann» omnipräsent: Seine...
