Wunderbar wandelbar
Weder Musik, in der man schwimmt, noch Musik, auf der man tanzt – MUSIK, AUF DER MAN GEHT» forderte Jean Cocteau 1918 in seinem Manifest «Le coq et l’arlequin», das sich die jungen Komponisten der Pariser Groupe des Six um Darius Milhaud, Arthur Honegger und Francis Poulenc zu eigen machten. Ihr schnörkelloser, jede Emotion verweigernder Anti-Impressionismus sagte nicht nur der Spätromantik des Wagnérisme, sondern auch den kompositorischen Errungenschaften eines Fauré oder Debussy den Kampf an.
Kürze, Lakonie, sarkastische Ironie und satztechnische Ausdünnung lautete ihr stilistisches Ideal, das seine Vorbilder weniger im Konzertsaal als vielmehr in den Café-concerts, Varietés und dem Kabarett, weniger im Kunstlied als in den populären Chansons und im Jazz fand. Verständlich, dass ihre Wirkung schon aus rein sprachlichen Gründen weitgehend auf Frankreich beschränkt blieb. Hierzulande hat sich einzig Holger Falk als Partisan des französischen Lieds um diese spezifische Ars gallica verdient gemacht, zuletzt mit einer Auswahl aus den Mélodies und Chansons von Milhaud, die jetzt, ergänzt um Chansons von Germaine Tailleferre, der einzigen Komponistin der «Six», ihre Fortsetzung findet.
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 27
von Uwe Schweikert
Eine Königin kehrt zurück. Doch nicht im Triumphmarsch betritt sie an diesem 19. August 1561 im schottischen Leith heimatliche Gestade. Sie kommt, begleitet von fürstlichen Frauen, frierenden Fräuleins und ernstgestimmten Edelmännern, als Witwe eines gut neun Monate zuvor verstorbenen Königs, der im Grunde nie zum König taugte. Ein Knabe von schwächlicher...
Seiner großen, noch dazu unerfüllten und verbotenen Liebe ein noch größeres Denkmal zu setzen, wagte Richard Wagner mit «Tristan und Isolde». Doch das Gigantische und Grenzensprengende der «Handlung in drei Aufzügen» brachte Proben und Aufführungen an den Rand des Scheiterns: Als unspielbar galt der Orchesterpart, der Dissonanzspannungen auftürmt und emanzipiert,...
Und kein Traum ist völlig Traum», so heißt es doppeldeutig in Arthur Schnitzlers «Traumnovelle». Dieselbe Assoziation stellt sich beim Betrachten des CD-Covers ein, vermittelt über «Eyes Wide Shut», Stanley Kubricks filmischen Schwanengesang auf Schnitzlers Spuren. Denn es zeigt Karine Deshayes und Jérôme Correas mit geschlossenen Augen, als träumten sie Mozarts...