Work in progress

Christof Loy und Andreas Stoehr bemühen sich in Kopenhagen um Mozarts Jugendwerk «Lucio Silla»

Opernwelt - Logo

 

Gemessen an der historischen Bedeutung des Stoffes, komponierte Mozart seinen «Lucio Silla» glatt am Thema vorbei: Statt den heroischen (und nach wie vor außergewöhnlichen) Entschluss des römischen Diktators Lucius Sulla zu würdigen, die Macht zurück in die Hände des Volkes zu legen, interessierte sich der Sechzehnjährige hauptsächlich für diejenigen Personen des Librettos, die seinem eigenen pubertären Gefühlshaushalt offenbar am nächsten kamen: die leidende  Giunia, den redlichen Cinna und vor allem den jungen Rebell Cecilio, dem er mit «Il tenero momento» und «Pupille am

ate» auch die beiden schönsten Arien des Werks auf den Leib schrieb. Dass der resignierende Usurpator, dessen charakterliche Wandlung ­eigentlich die größere musikalische He­rausforderung gewesen wäre, in dieser letzten für Italien geschriebenen Mozart-Oper ziemlich hintenüberfällt, liegt allerdings auch in den Komplikationen begründet, die der Mailänder Uraufführung im Dezember 1772 voraufgingen: Weil der ursprünglich mit der Titelrolle betraute Tenor Arcangelo Cortoni krankheitshalber ausfiel und durch den mit begrenzten darstellerischen Kapazitäten ausgestatteten Bassano Morgnoni ersetzt werden musste, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2008
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Jörg Königsdorf

Vergriffen
Weitere Beiträge
Auf der Suche nach dem Unsagbaren

In der Oper wird gesungen, im Melodram wird gesprochen. Schon lange hat sich diese merkwürdige Gattung aus dem breiten Musikleben verab­schiedet, wäh­rend die Oper als künstlerische Ausdrucksform nicht totzukriegen ist. Viele kennen Melodramen heute nur noch als experimentelle Werke – wie Schönbergs «Pierrot lunaire», der 1911 das Tor zur Moderne weit aufstieß....

Wagner: Tannhäuser

Seiji Ozawa dirigiert mehr mit den Augen als mit den Händen, die nur kleine Bewegungen verrichten. Die Liebesträume und Pilgerzüge des «Tannhäuser» erblühen betörend farbig und intensiv. Mit klarer Stimmgewalt bestreitet Eva-Maria Westbroek die Partie der Elisabeth. Gegen sie behauptet sich mit erotischen Verlockungen das dunkler getönte Organ von Béatrice...

Der Griff zur «Flasch’»

Dass ältere Operntexte, speziell solche aus dem 19. Jahrhundert, für heutiges Empfinden eine leichte Patina angesetzt haben, sei unbestritten. Muss man sie deshalb allerdings über weite Strecken gleich neu schreiben? Elke Heidenreich hat es mit ihrer «Bremer Fassung» von Adelheid Wettes Libretto zu Humperdincks «Hänsel und Gretel» versucht – und dem Werk damit...