Wolken am Firmament
Das «Urlicht» glimmt noch, aber Samuel Hasselhorn, der mit dem gleichnamigen Album und Orchesterliedern von Mahler, Korngold, Zemlinsky und Braunfels kürzlich erst Furore machte (berechtigter Lohn war die Kür zur «CD des Monats»), bewegt sich bereits wieder in den Gefilden der frühen Romantik, einer ihm zutiefst vertrauten ästhetischen Landschaft: «Licht und Schatten» ist seine neue CD übertitelt, sie greift damit die genuin Schubertische Dialektik aus «Lachen und Weinen» auf.
15 Lieder, einige davon am Rande des Kanons beheimatet, hat der Bariton ausgesucht und sie mit seinem Pianisten Ammiel Bushakevitz zu einem Panorama der Introspektion gebündelt. Doch kein verzärtelter, in sich verpuppter, hyperempfindsam-larmoyanter Künstler tritt uns hier entgegen. Es ist der zu allem entschlossene, mitteilungsbereite, zwischen den Extremen hin und her pendelnde Weltenwanderer. Und das schon im ersten Lied «Die junge Nonne» auf Verse von Jacob Nicolaus Craigher de Jachelutta (eines Zeitgenossen Schuberts), in dem die Titelfigur dem äußeren Brausen das innere Aufgewühlt-Sein beinahe trotzig entgegensetzt. Hasselhorn «verkörpert» die Irrungen und Wirrungen dieser verwundeten Seele, ihr ...
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Opernwelt März 2025
Rubrik: Medien, Seite 25
von Jürgen Otten
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